Sicherheit im Wohnmobil – Teil 1 – Geschäfte mit der Angst

Eines der emotionalsten Themen beim Campen ist die Sicherheit: Für die allermeisten Wohnmobilreisenden ist es mehr oder weniger essentiell. In einer mehrteiligen Artikelserie stellen wir unsere essentiellen Verhaltensregeln, unserer Ansicht nach sinnvollen Sicherheitsausstattungen sowie ein paar psychologische Hilfen vor, die es ermöglichen, sicher und beruhigt mit dem Wohnmobil zu reisen.


Für manche Neueinsteiger oder Menschen, die mit dem Thema Wohnmobil zum ersten Mal in Berührung kommen, ist die Vorstellung, in einem “Auto” zu schlafen und nicht von schützenden Mauern umgeben zu sein oder nicht auf einem Campingplatz oder offiziellem Stellplatz zu “parken”, anfangs undenkbar bis schockierend und furchteinflößend.

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Horrorvisionen von Diebstählen, Einbrüchen, Vandalismus und Überfällen erschrecken, lähmen den Entdeckerdrang und befördern vor allem den Umsatz einer Industrie, die sich auf Produkte zur Steigerung des persönlichen Sicherheitsgefühls spezialisiert haben. Lustvoll werden im Internet und in den einschlägigen Camping-Printmedien Geschichten beängstigenden Inhalts breitgetreten. Nur wenige Individuen aus der Durchschnittsgesellschaft sind von Natur aus mit einem so bärenstarken Selbstbewusstsein ausgestattet oder so gleichmäßig ignorant, dass dieses Thema nicht in irgendeiner Facette abgearbeitet werden muss. Und häufig ist es trotz allen Selbstvertrauens am Ende auch der Lebenspartner/ Reisebegleiter, dessen Sicherheitsbedürfnisse zu erfüllen sind, damit sich jeder auf der Reise wohlfühlt.

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Auch wir sind in unseren Anfängen von Ängsten und Unsicherheiten geplagt worden.
Mit steigender Erfahrung können wir heute sagen: das Thema wird viel zu stark gepusht! Wie mit anderen Katastrophenmeldungen in den Medien auch – sie verkaufen sich einfach gut. Offensichtlich braucht der Mensch das Schockelement und starke Emotionen wie Angst oder Ekel. Vermutlich, um Entspannung bei der Betrachtung der eigenen, sicheren Normalität zu erfahren. Und Dienstleister, die zu dieser Entspannung beitragen können, haben eine stabile Geschäftsgrundlage.

Letztendlich passieren im Wohnmobilbereich genauso selten oder häufig Übergriffe oder Unfälle, wie in allen anderen Bereichen auch. Wenn man ein paar Spielregeln einhält, ist man im Wohnmobil genauso sicher, wie zu Hause oder im Hotel. Und schließlich gelten auch dort ein paar Verhaltensregeln, die erst ein Gefühl von Sicherheit entstehen lassen. Denn wer schläft im Hotel bei geöffneter Zimmertür und stellt den Koffer in den Flur, nur um dann empört festzustellen, dass jemand ohne Einladung zu Besuch kommt oder den Koffer als Geschenk missversteht? Und mit zunehmender Zahl angemeldeter Wohnmobile erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass einige Nutzer die notwendigen Minimalregeln außer Acht lassen und tatsächlich Opfer eines Übergriffs werden. Für die öffentliche Wahrnehmung spielt jedoch nur das Ereignis an sich eine Rolle und so entstehen dann Meldungen über Regionen, in denen Wohnmobile häufig überfallen werden, oder dass ein Trend zu mehr Wohnmobilüberfällen zu verzeichnen sei.

Wenn wir zu unseren europäischen Nachbarn schauen, gibt es gerade für Griechenland, Italien, Frankreich und Schweden einen interessanten Vergleich zu Deutschland. In diesen Ländern wurden Kraftfahrzeuge fünfmal öfter gestohlen (ca. 250 Straftaten zu 100.000 Einwohnern im Zeitraum 2015 bis 2018*) als in Deutschland (60 Straftaten im gleichen Zeitraum). Dennoch ist die „German Angst“, sein Wohnmobil auf diese Art zu verlieren extrem hoch. Selbst wir können uns davon nicht ausnehmen.

*Quelle Eurostat Raubüberfälle Europa, Durchschnitt Diebstahl motorisierter Landfahrzeuge, Durchschnitt 2015-2018 (polizeilich erfasste Straftaten pro 100 000 Einwohner)2016-2018  

In den unten aufgeführten Beiträgen stellen wir unsere essentiellen Verhaltensregeln, unserer Ansicht nach sinnvolle Sicherheitsausstattungen sowie ein paar psychologische Hilfen vor, die es ermöglichen, sicher und beruhigt mit dem Wohnmobil zu reisen.

Über Volker

Ich bin Volker vom Reiseblog UMIWO und als Teilzeitreisender seit 2005 mit dem Campingbus in Europa unterwegs. UMIWO versorgt Campingbegeisterte mit Reise- und Testberichten auf unterhaltsame, humorvolle und authentische Weise. Da mich das Reisen sehr inspiriert, möchte ich meine Erlebnisse, Eindrücke und Emotionen in diesem Blog ausdrücken und so den “Spirit” mit anderen teilen. Feedback, Kommentare und Live-Kontakte bereichern darüber hinaus mein Wissen, Entwicklungsmöglichkeiten und setzen Anreize für künftige Ziele. Mit mehr als 600 Blogbeiträgen und über 3.000 Followern auf diversen sozialen Plattformen ist UMIWO ein in der deutschsprachigen Blogosphäre bereits seit 2010 geführter Blog.

13 Replies to “Sicherheit im Wohnmobil – Teil 1 – Geschäfte mit der Angst”

  1. Anni

    Eine Türsicherung im Wohnwagen ist auf jeden Fall wichtig, damit man Einbrecher davon abhält in das Auto einzubrechen. Ich habe meine Wertsachen sowieso immer bei mir. Deswegen kann man auch gar nicht so viel aus dem Auto klauen.

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  2. Camper

    Bei uns ist bis jetzt unterwegs noch nichts passiert. Zum Glück muss man sagen. Aber das Thema Sicherheit ist für uns in jedem Urlaub sehr wichtig. Vorallem meine Freundin fühlt sich im Wohnmobil recht unsicher und kann nachts daher schlecht schlafen.

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  3. Gustavo Woltmann

    Es ist echt toll zu sehen, dass sich jemand auch mit diese Thematik beschäftigt hat. Wie mir bekannt ist die Zahl von einbrechen im Wohnmobile steigt im Jahr zu Jahr immer mehr und mehr auf. Man muss am Ende was unternehmen um sein Wagen von Dieben zu schützen.

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  4. Pingback: Sicherheit unterwegs im Wohnmobil - Hannibal On Tour

  5. Andy

    Hallo Volker, genau meine Meinung. Obwohl ich in Spanien mal in meinem damaligen Hobby Mobil durch ein eingeschlagenes Seitenfenster „überfallen“ und einer über der Lehne hängenden Tasche beraubt wurde, halte ich das Thema für überzogen. Heute stelle ich auf Stellplätzen sogar ab und an fest, dass ich mit offener Tür übernachtet habe. Passiert ist nie etwas. Liegt vielleicht auch daran, dass ein altes Ami Mobil immer etwas usselig ausschaut statt nach großen beinhalteten Werten.
    Trotzdem habe ich die Schiebescheiben gesichert und die Tür von außen, wenn ich weg bin, mit einem Riegel von Ölmühle gesichert.
    Mein Fazit. Nicht an der Autobahn übernachten, ist eh zu laut, und auf Plätzen mit mehreren Mobilen, dann passiert nichts. Sichern ist wichtiger,wenn das Mobil nicht bewohnt ist.
    Gruß
    Andy
    PS:Dein Thema Internet im Wohnmobil finde ich sehr interessant. Bitte weitere Erfahrungsberichte schreiben!

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  6. Christian Günther

    Hallo Herr Krause,
    das ist mit deutlichem Abstand der beste Bericht, den ich zu diesem Thema in Netz gelesen habe. Sachlich, durchdacht und trotzdem sehr unterhaltsam geschrieben. Ich war bisher in einem Campingbus unterwegs und werde im Herbst auf ein „richtiges“ :-) Womo wechseln. Ihre Vorschläge und Anregungen sind für die neue Ausrüstung sehr hilfreich.

    MfG
    Christian

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  7. Pingback: Sicherheit im Wohnmobil - Teil 2 - Unsere 15 Verhaltensregeln - UMIWO - unterwegs mit dem wohnmobilUMIWO – unterwegs mit dem wohnmobil

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