In unserer 4teiligen Artikelserie „Sicherheit im Wohnmobil“ berichteten wir bereits in
Teil 1 über das „Geschäft mit der Angst“. Im 2. Teil zeigen wir Euch nachfolgend unsere 15 wichtigsten Verhaltensregeln für mehr Sicherheit im Wohnmobil. Wie sehen unsere Lösungen aus?
So mancher Camper befürchtet Einbrüche ins Wohnmobil in der Nacht oder Fahrzeugaufbrüche bei Abwesenheit auf Parkplätzen am Tag. Nur zum Teil ist diese Furcht auch berechtigt. Auf vielen großen Pkw-Parkplätzen wird darauf hingewiesen, dass keine Wertgegenstände (sichtbar) im Fahrzeug zurückgelassen werden sollen. Im Wohnmobil stellt es sich zuweilen als schwierig heraus, alle Wertgegenstände oder solche, an denen das Herz hängt, beim Verlassen des Fahrzeugs mit sich zu führen, ohne schwer bepackte Wanderrucksäcke zu schultern oder einen Bollerwagen hinter sich herzuziehen. An wertvollen Dingen kommt aber in der heutigen Zeit, vor allem an technischem Equipment, einiges zusammen: Notebooks, Tablets, Smartphones, Fotokameras, Navis, Router und, und, und… Dazu noch Bargeld, Schmuck, Ausweispapiere und eventuell lebenswichtige Medikamente.
Unmöglich, dass alles mitzuschleppen! Wie sieht da die Lösung aus?
Unsere beiden wichtigsten Regeln zur Sicherheit im Wohnmobil zuerst:
1) Absolut NIEMALS auf einer Raststätte an der Autobahn übernachten!
Ein Rastplatz ist ein Spielplatz für kriminelle Gestalten. Sie können schnell mit dem Auto vorfahren, Diebstähle begehen und schnell wieder fortfahren. Es handelt sich sozusagen um einen Tatort “in verkehrsgünstiger Lage”! In der Tat werden mittlerweile einige Fernfahrer Opfer von Überfällen. Und hier treffen Gruselgeschichten über die Betäubung der Brummifahrer durch Gaseinleitung genau ins Mark. Warum also ein unnötig hohes Risiko eingehen und das Schicksal herausfordern, wo es doch wenig Zeit und Mühe kostet, für eine Übernachtung von der Autobahn abzufahren und entweder einen Stell- oder Campingplatz aufzusuchen, oder in einer ruhigen Wohngegend für die Nacht Unterschlupf zu finden. Zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit ist in Deutschland das Übernachten am Straßenrand gestattet, sofern es nicht dem dauerhaften „Wohnen“ an ein und derselben Stelle dient.
2) Die Auswahl des Übernachtungsortes sollte, insbesondere bei Unkenntnis der Örtlichkeit, bei Tageslicht vorgenommen werden, zur besseren Orientierung und Einschätzung der Gegebenheiten. Für eine Übernachtung kommen neben offiziellen Stell- und Campingplätzen, ruhige Wohngegenden, kleine Gewerbegebiete, Parkplätze von Schwimmbädern, Friedhöfen, Schulen und Kindergärten (hier besonders am Wochenende) in Betracht. Eher ruhige Nächte darf man auch in der Nähe von Alten- und Pflegeheimen erwarten. Neben Sportstätten und Turnhallen muss man häufig bis in den Abend hinein mit Pkw-Verkehr und neugierigen Blicken rechnen. Allerdings sind in vielen Gemeinden gerade dort offizielle Stellplätze angelegt, da leicht eine Infrastruktur für Wohnmobile hergestellt werden kann (Strom / Wasser / Abwasser).
Eher zu meiden sind Plätze neben Kneipen, in direkter Nähe zum Bahnhof und auch Kleingartenkolonien bieten Spielraum für Betrunkene oder Party-People, die zumindest mit Lautstärke aufwarten, wenn nicht sogar enthemmt ihrer Neugier freien Lauf lassen und einen dabei um den Schlaf bringen. Wanderparkplätze, die mit Tischen und Bänken ausgestattet sind, sind häufig ein Glücksspiel, da sie oft Treffpunkt der örtlichen Jugend sind. Areale, die offensichtlich von Lkw-Fahrern zum Übernachten oder zum Abstellen von Anhängern genutzt werden, sind ebenfalls nur bedingt zu empfehlen. Wir wurden schon ein paar Mal früh morgens durch das Starten und Befüllen der Bremsanlage geweckt.
Auch sogenannte „Kontaktsuchende“ vorzugsweise auf Pendlerparklätzen (sog. „Cruising Areas“) meist in der Nähe von Autobahnen sind nicht jedermanns Sache. Menschen auf der Suche nach sexuellen Interessen, das Herum- und Hinterherlaufen in der Nähe des eigenen Fahrzeugs sowie das ständige An- und Abfahren des Parkplatzes können nerven und für zarte Gemüter Unwohlsein auslösen.
Als oberste Faustregel gilt: fühlt man sich bereits bei Tag am ausgewählten Ort unwohl, so wird es in der Nacht nur schlimmer! Dann lieber weiterfahren und weitersuchen.
3) Die aller wichtigsten Dinge immer mit sich führen ohne die eine Weiterfahrt unmöglich wird, oder in einem im Fahrzeug fest verbauten Safe lagern.
4) Alle Türen und seitlichen Fenster verriegeln, sowie im Fahrzeug alles abfahrbereit wegräumen, Trittstufe einfahren und den Zündschlüssel sowie das Telefon ans Bett legen
5) Wertgegenstände und Papiere in der Nacht am oder unter dem Bett verwahren, bzw. dort so verstauen, dass kein schneller, externer Zugriff möglich ist.
6) Ein Lenkradschloss bei Bedarf einsetzen, am besten mit Einbezug der Fahrerhaustüren, . Hier verwenden wir seit Jahren ein Modell, das Lenkrad und Türen sichert, den schon seit vielen Jahren bekannten Womo Knackerschreck, der auch schnell vom Fahrer aufgeschlossen werden kann, um mit dem Womo fortzufahren.
Für den Nachtbetrieb empfiehlt es sich, nur beide Türen einzuhängen, dann ist das Lenkrad frei und einem Fluchtstart steht nichts im Wege. Wenn wir das Fahrzeug verlassen oder es unbewohnt auf die nächste Reise wartet, schließen wir nur die Lenkradkralle an.
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7) Keine “Rudelbildung” bei inoffiziellen Übernachtungsplätzen und kein “campingähnliches Verhalten” (Markise ausfahren, Tische und Stühle hinausstellen, Grillen, Wäsche aufhängen, etc.). Ein oder zwei Fahrzeuge werden von Anwohnern meistens geduldet und stechen auch nicht übermäßig ins Auge (natürlich durchaus abhängig von Farbe und Größe des Wohnmobils ). Wo schon jemand versucht, unauffällig mit der Umgebung zu verschmelzen, dort sollte man sich nicht direkt dazustellen. Ein gesunder Abstand und dazwischen Pkws hat den natürlichen Anschein von parkenden Fahrzeugen und drängt gar nicht so sehr den Gedanken auf, dass sich Personen im Wohnmobil befinden.
8) Bei Reisen ins Ausland unbedingt vorher im Internet Informationen einholen, was gegebenenfalls von der Polizei streng (und teuer) geahndet wird. In etlichen Ländern ist das Übernachten außerhalb von offiziellen Plätzen streng verboten (z.B: England und die Niederlande).
9) In den Supermarkt geht immer nur einer, der andere bleibt im Fahrzeug. Gerade im Ausland werden die großen Parkplätze an den Riesen-Supermärkten gerne für Fahrzeugaufbrüche genutzt.
10) Vorgetäuschte Pannen oder Unfall-Situationen, um die Fahrer zum Aussteigen zu bewegen. Aus dem unverriegelten Fahrzeug verschwinden dann die im Cockpit mitgeführten Handtaschen, Fotoapparate, Handys, etc., während man von den übrigen Personen abgelenkt wird. Deshalb gut überlegen, ob man aussteigt. Das Fahrzeug immer hinter sich verriegeln und die Fenster schließen. Im Zweifel lieber bis zur nächsten Tankstelle oder dem nächsten Ort fahren, um dort Bescheid zu geben, oder den Notruf wählen.
11) Ausweise / Papiere als Scans in einer Cloud oder mitgeführten USB-Speicherstick aufbewahren, passwortgeschützt auf dem Smartphone oder Rechner ablegen und als Kopie in einem Versteck (vorzugsweise Safe) verwahren (sollte im Ausland etwas abhanden kommen, spart dies unendlich Zeit, um die notwendigen Behördenschritte zu absolvieren).
12) Bei Städtebesichtigungen auf dem Stellplatz parken und dann zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrädern oder einem Mietwagen in die City zu fahren. Sogenannte “bewachte Parkplätze” in Großstädten bieten hier nicht mehr Sicherheit als unbewachte.
13) Freundlichen Kontakt zu den “Nachbarn” auf Stellplätzen herstellen, insbesondere auf den inoffiziellen. Dann fallen fremde Personen am Womo eher auf und werden eventuell verscheucht.
14) Im Handschuhfach ein “Täusch-Portemonnaie” hinterlegen, in dem sich etwas Geld und abgelaufene Tankkarten sowie andere Plastikkarten befinden. So findet der “Aufbrecher” im Falle eines Falles tatsächlich Beute. Dazu noch eine ausrangierte Kamera und Handy – das erhöht die Chance, dass der Dieb das Gefundene einsackt und das Weite sucht, bevor ihm überhaupt auffällt, dass er nur “Nieten” erwischt hat.
und schließlich:
15) Gegenstände kann man ersetzen. Sie kosten “nur” Geld. Gesundheit und Leben sind die wichtigsten Güter, die es zu schützen gilt.
Der Rest ist nur Ärger, den wir abschütteln und überwinden können!
Oha, möchte im nächsten Januar alleine auf Tour gehen und hatte eigentlich nicht so viel Angst, aber nachdem ich euren Bericht gelesen habe, ist mir nicht mehr so ganz wohl…. – trotzdem vielen Dank für die Hinweise, denn ich bin zB davon ausgegangen, auf einem Rastplatz an der Autobahn sicher zu stehen nach dem Motto „ wenn soviele Leute da parken, ist es sicher“ .
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Prima deine tipps, wir werden sie zu den unseren machen. Danke!
Danke auch Gabi für’s Lob. :)
Vielen Dank für die aufschlussreiche Info über Sicherheit im WoMo.
Gerne Ursula! :)
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