Teutonische Raserei zu Schlagermusik und sonnigen Regengüssen
24. August 2014
Während unsere Gastgeber bereits in der Früh um 6 Uhr starten, zu einer Gruppenfahrt zur „Mutter-Arche“ nach Warder, verlassen wir dieses freundliche Quartier um einiges später und frönen heute der geschichtlichen Bildung.
Wir besuchen den Varus Park und Museum in Kalkriese.
In Anlehnung an frühere Kriegs-Insignien wurden hier 27 Steelen für die europäischen Länder als Friedensbotschaften gestaltet.
Der 40 Meter hohe eiserner Aussichtsturm ist auch Zugang zur Ausstellung.
1987 ist einem britischen Major (Tony Clunn) mit einem Metalldetektor der ausschlaggebende Münzfund (162 Denare) gelungen, der zu umfassenden Ausgrabungen führte. Alle Funde veranlassen dazu anzunehmen, dass hier am Berg Kalkriese die legendäre Varus-Schlacht stattfand.
Ca. 9 n. Chr. schlich sich der hinterlistige Germane Arminius (ein Fürst der Cherusker, später bekannt als Herrmann), ein Anführer einer germanischen Hilfstruppe der Römer, in das Vertrauen von Varus dem Legionsführer ein. So konnte er das große römische Heer in einen Hinterhalt locken und in einer Enge zwischen Moor und Bergwall wurden Tausende (1/8 des röm. Gesamtheeres) niedergemetzelt.
Varus war so verzweifelt über den Verrat und den Verlust, dass er sich ins eigene Schwert stürzte!
Unter den Funden befindet sich eine eiserne Maske, die früher mit Silber überzogen war. Sie ist Sinnbild der Schlacht und der Ausstellung.
Wir lernen, dass die Römer sehr zivilisiert lebten, mit vielen Annehmlichkeiten und die Germanen hauptsächlich angriffslustig waren (furor teutonicus = teutonische Raserei!). Jedenfalls ist es dieser Schlacht zu verdanken, dass aus dem Gebiet rechts des Rheins keine römische Provinz mehr wurde.
Im Park kann man das Ausgrabungsgelände erkunden, wandelt auf Inschriften in Eisenplatten und bekommt in einem Landschaftsschnitt eine Ahnung davon, wie tief die Fundstücke lagen.
Dann haben wir uns für heute ausreichend gebildet und staunen am Ausgang noch:
Während der Germane noch Apfelsaft trinkt, ist der Römer schon mit dem Kaffeevollautomaten glücklich!
Jetzt steht uns der Sinn nach sinnfreier Albernheit und Sonnenschein! Als Mittel zum Zweck dient uns heute eine Fahrt mit dem Fahrgastschiff „Lyra“ auf dem Osnabrücker Zweigkanal bis zur Einmüdung in den Mittellandkanal.
8 Leute stapeln sich auf dem Sonnendeck: 2 Rentner, 5 mal mittlere Altersklasse und ein Küken.
Der Wind weht, die Sonne lacht (noch) und Schlagermusik dröhnt aus den Boxen….unsere Erwartungen wurden rundherum erfüllt ;-)
Wir stürzen uns angriffslustig auf Apfelkuchen mit Sahne (stammen halt von den Germanen ab), können unsere Füße nach einer gewissen musikalischen Eingewöhnung nicht am Mitwippen hindern…
und sind leidlich albern…
…bevor es dem Wetter graut und der Wind die Regenwolken heranholt.
Die ersten Tropfen scheuchen uns in die trockene Stube unter Deck der Lyra…
…wo wir in den Regen schauen und den schutzsuchenden Spaziergängern unter den Brücken zuwinken.
Dann sprinten wir halbtrocken zum Bus und brechen auf, Richtung Nachtlager.
Wir parken direkt am Dortmund-Ems-Kanal in Ibbenbüren/ Dörenthe
(Am Kulturspeicher/ Hafen). Hier ist das Übernachten weder verboten noch erlaubt :-)
Update März 2015: Wir wurden kürzlich von einem Leser mehrmals darauf hingewiesen, dass dieses beschriebene Areal KEIN offizieller und freigegebener Wohnmobilstellplatz ist. Die Stadt Ibbenbühren hat dies auch mit einem offiziellen Schreiben an unseren Leser bestätigt, welches auch an uns weitergeleitet wurde. Unser Leser legt Wert darauf, dass wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass hier das Parken und Übernachten mit dem Wohnmobil verboten ist.
So wie wir es mögen: die Schiffe fahren direkt durchs Wohnzimmer ;-)
Ist doch völlig bescheuert: Ich wohne in der von Euch in den letzten Tagen bereisten Region und kenne nur das Grobe der beschriebenen Tour (Saurierspuren, Kalkriese, Dörenthe). Aber an der Ostsee und am Kaiserstuhl weiß ich Bescheid :-(
Es wird Zeit, Eure Stationen abzufahren, um in der Heimatgegend Orientierung zu finden….
Gruß HNW
Hallo HNW, das Problem kannten wir bisher auch. Fuhren wir doch jedes Frühjahr in nur 3 Wochen nach Portugal und wieder zurück. Jetzt entdecken wir immer häufiger den Reiz der „nahe liegenden“ Heimat. Viele Grüße vom team umiwo :)