Steinbock-Dinner, Ziege hat die Haare schön und aufdringliches Wild
Wir besuchen heute den Wildpark Bad Mergentheim, einer der artenreichsten Tierparks in Europa, der auch uns in den Bann zieht. Wir begleiten die Tierpfleger über 2 Stunden zu den einzelnen Fütterungsstationen und erleben viele interessante und auch lustige Eigenarten der Tiere. Schließlich verlassen wir das liebliche Taubertal und gelangen in die Region Main-Spessart. Bei dem jetzt wieder schönen Wetter ist uns der Abschied dann doch nicht ganz so schwer gefallen. In Marktheidenfeld suchen wir uns ein kuscheliges Plätzchen am Hang mit Blick auf Obstwiesen und das bunte Herbstlaub.
Trotz der nahen Autobahn und dem Andrang auf dem Stellplatz vor der Erwin-Hymer-World haben wir, eng im Päckchen geparkt, eine ruhige Nacht hindurchgeschlummert. Aufgrund des nicht abreißenden „Besucherstroms“ an der Entsorgungsstation verzichten wir auf dieses Abenteuer und starten erneut Richtung Süden.
Sonniges trockenes Wetter lockt uns heute in den Wildpark Bad Mergentheim, einem Tipp von Johannes Hünerfeld folgend. Zwei mal täglich können hier die Tierpfleger bei der Fütterung begleitet werden.
Etwas verspätet treffen wir zur zweiten Fütterung ab 13:30 Uhr ein. Am Eingang entrichten wir 10 € pro Person und gehen schnelleren Schrittes an den ersten Artgenossen aus dem Tierreich vorbei, die nach dem Dinner, wie dieser Steinbock, in der Sonne chillen und dem Nachmittag entgegendösen.
Der weitläufige Tierpark (35 ha) liegt überwiegend im Wald und führt seine Besucher auf verschlungenen, häufig naturbelassenen Pfaden zu den einzelnen Revieren. Diese sind natürlich gestaltet und lenken geschickt ab, von Umfriedungen und Zäunen. Gespannte Netze zwischen Baumwipfeln in großen Volieren lassen nur bei genauem Hinsehen erkennen, dass die Tiere ihren Weg nicht selbst bestimmen können. Angenehm hebt sich Gestaltung und Verschmelzung mit der Natur vom gängigen Zoo-Charakter ab. Das Tieparkfutter für 1 € in der Pappschachtel vermag einige Vierbeiner zum Nachtisch anzulocken. Über geschickt postierte Holzrutschen rieseln die Maiskörner in Futterrinnen, so dass Mensch und Tier nicht auf Tuchfühlung gehen müssen.
Die Otter sind bereits wieder abgetaucht und eine begeisterte Fellnase, die sich nicht sattsehen kann, harrt geduldig aus.
Bei den Braunbären stoßen wir zu der Fütterungsgruppe und können beobachten, wie geschickt sich die Tatzenträger Äpfel aus dem Wasser angeln, sie genüsslich in mehreren Bissen verspeisen.
Bei den Luchsen kommen Beute-Simulatoren zum Einsatz. Futter wird an einem Seilzugsystem in unterschiedlichen Geschwindigkeiten durch das Revier gefahren und die Jäger müssen beobachten, anpirschen, springen und auf Bäume klettern, um das Futter zu jagen.
Bei Europas wohl größtem Wolfsrudel-Familienverband, mit bis zu 30 Mitgliedern, ist es spannend, dass die Tierpfleger ungefährdet etwas abseits bei der Fütterung im Gehege stehen können. Der Wolf betrachtet den Menschen nicht als Beute sondern eher als Feind. Er konzentriert sich auf das Fressen und verhält sich gegenüber dem Menschen scheu, so lange er sich nicht bedroht fühlt.
Dieser kleine Schädling schaut so niedlich, dass man eher geneigt ist, den Weg zur heimischen Mülltonne auszuschildern als ihn zu verjagen ;-)
An festgelegter Stelle können Streicheleinheiten gegen Maiskörner getauscht werden…
Bei der aktionsreichen Haus- und Arbeitstiervorführung bekommen auch die Pfleger ausreichend figurfreundlichen Auslauf und laufen auf dem großen Wiesengelände Seite an Seite mit Hasen, Laufenten, Gänsen, Ziegen, Schafen, Eseln, Ponys und Schweinen. Unterstützt werden sie dabei nur von einem Hütehund. Das ganze ist kurzweilig gestaltet und nicht nur ein Spaß für Kinder.
Auf dem Weg zur nächsten Fütterungsstation belohnen wir diese perfekt eingedrehte Ponyfrisur und den gepflegten Kinnbart mit ein paar Maiskörnern.
Jetzt dürfen auch die Waschbären noch mal ordentlich zulangen.
Und während die flinken Eisfüchse ihre Beute in Steinspalten und zwischen Büschen hervorholen …
… werden die Sprungkräfte der Wildkatzen bei der Jagd auf „fliegende“ Beute gefordert.
Verfressenes Rotwild auf dem Weg Richtung Ausgang versucht aufdringlich alle Tricks, um an den Inhalt der Pappschachtel zu gelangen.
Wer sich dann noch nicht auf den Wegen dieses charmanten, weitläufigen Parks müde gelaufen hat, kann bei entsprechender Körpergröße und Spieltrieb noch der Koboldburg einen Besuch abstatten.
Bei trockenem Wetter können wir einen Besuch in diesem Wildpark jedem nur ans Herz legen. Bei Regen wird es unter den Bäumen sehr kühl und klamm, so dass es sich warm anzuziehen gilt. Wunderschön dürfte ein Besuch auch an einem sonnigen Wintertag bei Schnee werden!
Der geräumige Parkplatz zu Landstraße hin wird heute unser Nachtquartier. Unsere Erwartung einer wenig befahrenen Straße durch eine Teilsperrung wegen zu erneuernder Fahrbahndecke wird leider nicht ganz erfüllt. Durch den aufgerauhten Untergrund hört sich jeder Pkw wie ein Laster an. Allerdings sind wir müde genug, dass die vereinzelten Fahrzeuge in der Nacht dieses mal nicht ins Gewicht fallen.
Der nächste Morgen wartet mit Nebel auf und spiegelt unsere Stimmung anlässlich des zur Neige gehenden Urlaubs wieder. Nur widerwillig starten wir zu einer Etappe gen Heimat.
Und so sind wir dem offiziellen Stellplatz Martinswiese in Marktheidenfeld, nur wenige Meter vom Main entfernt, aber leider auch von der Ortsdurchgangsstraße, nicht wohlgesonnen gegenüber eingestellt. Permanenter Autolärm soll uns die vielleicht letzte Gelegenheit, in diesem Urlaub in der Sonne im Campingstuhl zu chillen, nicht vermiesen. Auch wenn er perfekter Ausgangspunkt für eine Stadtbesichtigung wäre und noch nicht alle Plätze belegt sind, passen wir heute nicht hierher. Der Ausweichplatz an der Baumhof-Tenne wirkt auf uns beengt. In einer kleinen Talsenke zwischen Gasthaus, Neubaugebiet und Tannenreihe reflektieren sich die Gespräche der mobilen Nachbarn Wort für Wort und treiben uns auch hier davon. Dann endlich führt uns der Hinweis zur Therme „Wonnemar“ auf den Hang hinauf zu einem sonnenbeschienenen Parkplatz, an Wiesen und Felder angrenzend, mit Blick über das Tal!
Nach einem Kaffee-Stündchen im Campingstuhl folgt ein Spaziergang in die nähere Natur zu buntem Laub und aufkommender Sehnsucht, nach einem Fortgang dieser herbstlichen Reise!
Zum Abend hin stellen wir uns auf eine Parkplatzterrasse mit milderer Schräge, rollen auf Keile und bekommen später in der Nacht noch Gesellschaft von zwei weiteren Wohnmobilen. Angrenzend zur Therme, der Lebenshilfe, einer Mittelschule und geringer, teilweise villenartiger Wohnbebauung, bietet sich hier ein geeigneter, recht schräger naturnaher Ausweichplatz für wenige Mobile, denn Parken für Nicht-Thermenbesucher wird mit Abschleppen bedroht.
Wie immer könnt ihr die gezeigten Fotos und noch einige mehr über die Diashow-Funktion in einer höheren Auflösung ansehen.