Dunkle Verführung, ein mobiles Meer und Genuß mit Herz
Aufgrund des heutigen schlechten Wetters geben wir uns verschiedenen konsumorientierten Indoorvergnügen hin und fahren auf den Almosenberg bei Bettingen (Wertheim). Das riesige Gewerbegebiet direkt an der Autobahn 3 bietet neben einem Design Outlet Center, dem „Wertheim Village“, eine Pralinenfabrik und eine der größten Wohnmobilausstellungen. Wir besuchen das „Schokoland“ und die Erwin Hymer World und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Graue Wolkenbänke ziehen an diesem Morgen tief über das Land und der Wetterbericht treibt unsere Tagesplanung in überdachte Gefilde.
Der nervige Trigema-Fernseh-Affe unserer Kindheit lockt bei Igersheim aufgeblasen am Wegesrand
zu einem kurzen Zwischenstopp an einem „Testgeschäft“, hat jedoch nichts interessantes im Angebot.
Am heutigen Zielort, dem Stellplatz an der Erwin-Hymer-World bei Bettingen,
rund 20 Kilometer von Wertheim entfernt, kämpft sich für eine viertel Stunde die Sonne nach vorn und lässt uns fröhlich und trocken unseren Entsorgungstätigkeiten nachgehen, nur um gleich darauf dem nächsten Regenschauer aus windgepeitschten Wolken das Feld zu überlassen.
Ausreichend Grund für uns, heute trockenen Fußes durch die 28.000 m² große Womoausstellung zu schlendern. Doch zuvor zieht es uns in das benachbarte Pralinenwerk „Art of Chocolate“ von Philip Aczél, wo heute der Cappuccino für nur 1 EUR feilgeboten wird.
Kunstvolle Formen und vielfältige Kreationen in Schokolade sind im Verkaufsraum geschmackvoll arrangiert, ein leckerer Duft von Kakao und Kaffee liegt in der Luft.
Informationstafeln zu Anbaugebieten von Kakao sowie den Herstellungsarten von Schokolade und Pralinés führen zu einem Sichtfenster in die angrenzende Produktion.
In einem kleinen Kino wird in einem 10 minütigen Image-Filmchen die Lust auf Schoki weiter angefacht und die Wertschätzung der Kreativität geweckt.
Der im Bistro angebotene Cappuccino ist ausgesprochen lecker und mit Herz angerichtet.
So gestärkt machen wir uns auf, die Wohnmobilausstellung zu entern.
Die Mitarbeiter sind emsig mit den Vorbereitungen für das am Wochenende stattfindende Oktoberfest beschäftigt, während es in der Ausstellung selbst angenehm ruhig ist und nur wenig andere Schaulustige um die Fahrzeuge schleichen. Zwischen eingespieltem Vogelzwitschern und Stellwänden mit Naturbildern können wir weitaus entspannter, aber in ähnlichen Dimensionen wie beim Caravansalon Düsseldorf, in aller Ruhe durch die Mobile turnen.
Jetzt bekommen wir mal einen inneren Eindruck von dem, was wir auf den Stellplätzen immer nur von außen sehen. Da wir mittlerweile einige mobile Nomaden kennen, die in ihren Fahrzeugen leben, betrachten wir Ausstattung und Funktionalität von diesem Standpunkt aus und beginnen zu verstehen, warum sich die „Fulltimer“ im wesentlichen in zwei Gruppen teilen. Zum einen die Bastler, die auf alten Trägerfahrzeugen mit Baujahren bis in die 80er Jahre, an deren robuster Fahrzeugtechnik sie noch selbst Hand anlegen können und deren Möbelbau ebenfalls selbst instandgesetzt oder kreiert wird. Und solche in teuren Linern, die in großen Fahrzeugen mit aktueller Fahrzeugtechnik und massivem Möbelbau im Werte einer mittleren Immobilie durch die Lande tingeln. Dazwischen liegen viele Fahrzeuge, die einer täglichen Nutzung des Inventars nicht lange Stand halten würden. Allerdings bieten sie für mehrere Monate im Jahr immer noch einen Komfort, der auch Schlechtwetterphasen durch innere Gemütlichkeit am Nutzer abperlen lässt. Wir sind gespannt, wo unsere „wohnmobile Reise“ noch hingeht – werden wir den wendigen Vorteilen des kurzen Kastenwagens für immer verbunden bleiben, oder werden wir in der Zukunft einen so großen Teil des Jahres unterwegs sein, dass wir der Gemütlichkeit eines großen Joghurtbechers verfallen ;-)
Wir sind für jede Entwicklung offen und schließen nichts aus – Hauptsache es bleibt spannend!
Hallo Volker,
ob Kastenwagen oder größeres Wohn (Reise)mobil ist für mich auch eine Frage der persönlichen Reiseziele.
Ich hatte 23 Jahre lang einen VW T3 mit Reimo Hochdach und Campingausbau als “ Freizeitfahrzeug“.
Wir, d.h. 2 Erwachsene und 2 Kinder waren damit im Urlaub ( hauptsächlich Skandinavien) und an Wochenenden unterwegs.
Mit der 112 Ps Maschine konnten wir recht flott ein paar Hundert km auf der Autobahn zurücklegen, so wie es bei vielen üblich ist.
Heute habe ich mich bewußt für ein vollintegriertes Wohnmobil entschieden.
Als meinen Kompromiss zwischen Handlichkeit und Wohnlichkeit habe ich mich für einen Carthago C-Compactline 143 entschieden.
Das Fahrzeug ist schmaler als „Dickschiffe“, bietet meiner Frau und mir den Komfort den wir mögen und unsere Reiseziele werden wir, wenn auch langsamer damit erreichen können.
Liebe Grüße aus Duisburg
Wolfgang
P.S. Viel Spaß Ende Oktober in meiner Nachbarstadt.
Hallo Wolfgang, vielen Dank für Dein Feedback. Ein kompakter Vollintegrierter mit Doppelboden und Einzelbetten ist gerade für längere Reisen schon sehr verlockend. Und wenn man in der 3,5 to Klasse bleiben könnte, wäre es auch kein großer Nachteil gegenüber einem Campingbus. Das ist aber für eine andere Lebenssituation. Wir mit unseren 30 Tagen Urlaub und den Wochenenden brauchen nunmal ein schnelles und kompaktes „Fluchtfahrzeug“. Und es muss bei uns auch noch vor die Haustür passen. Wie gerne würden wir schon mit einem etwas großzügigeren Grundriss unterwegs sein. Ich werde bald mal hierzu einen Artikel verfassen, muss aber noch ein paar Infos recherchieren. Der Besuch der Erwin Hymer World hat uns da schon einige interessanten Infos geliefert. VG Volker
und dann muss man sich einen Liner ja auch erst mal leisten können/wollen.
Für die 150k (Unterschied zum Kasten) kann man schon einige Jahre ‚urlauben‘, schön für den es egal ist aber ich befürchte das werden immer weniger ….
Ich war ja schon seit der ersten Erwähnung der Hymer World gespannt, was ihr als Kastenwägler davon halten würdest. Vielleicht ist bin ich noch nicht so weit, aber ich habe nicht nur jegliche Kastenwagen dort vermisst, sondern schaute auch leicht abschätzig nach dem Motto: in den Riesengrundrissen, kann jeder alle Funktionen unterbringen. Soll jeder machen, was er meint, aber ein Kasten bleibt ein Kasten.
Hallo Henry,
für uns war es in erster Linie mal wieder interessant, seit langer Zeit in die „Joghurtbecher“ reinzuschauen. Das sind aber für uns nun mal WOHNmobile und keine REISEmobile. Für einen Fulltimer ist es aber die einzige Möglichkeit, sich das ganze Jahr darin aufzuhalten. Und dann musst Du nun mal viele Kompromisse eingehen. Unsere Kastenwägen sind aber überwiegend „Schönwetter-Fahrzeuge“. Wir werden weiterhin unsere Reisebürfnisse den Wohnbedürfnissen überordnen. Daher bleibt es bei uns auch beim Kastenwagen. Aber wer weiss, was die Zukunft noch bringt… VG Volker