Irrende Glocken in Külsheim, African King in Weikersheim und Ariane auf dem Hügel von Hardheim
Der Tag startet in Külsheim mit verirrten Glocken des nahen Kirchturms. Wir treffen einen bekannten Reisebuchautor und verbringen mit ihm den Abend gemütlich in schönster Gastronomie im Ort. Am nächsten Tag erkunden wir weiter das Taubertal bis Weikersheim und sehen riesige Skulpturen aus Bronze. Es geht hoch hinaus zu einem Raketendenkmal in Hardheim. Wieder ein abwechslungsreicher Tag in der Region Weinstraße Taubertal.
Der Morgen in Külsheim beginnt mit Regen, der bis zum Mittag anhalten wird. Nach emsigem, sonntäglichem Glockengeläut, was uns schon annehmen lässt, dass die hiesige Gemeinde so groß ist, dass die heilige Messe gleich zweimal hintereinander begangen wird, machen wir es uns gemütlich und hören bei einem ausgedehnten Frühstück ein Hörspiel. Der Reiseblog erhält gerade unsere Aufmerksamkeit, als plötzlich ein Wohnmobil mit Wiedererkennungswert auf den Stellplatz gerollt kommt. Es gehört dem Reisebuchautor und Verleger Johannes Hünerfeld vom Verlag „Mobil & Aktiv Erleben„. Wir schicken per Facebook ein kurzes „Hallo“ hinüber und erhalten kurze Zeit darauf auch schon Besuch :-). Johannes ist zurzeit mit seinem Hund Spotty für einen weiteren Reiseführer auf Recherchereise durch die nördliche Badische Weinstrasse.
Die beiden sind bereits seit 7 Wochen unterwegs und stehen kurz vor dem Ende der Reise. Als der Regen endlich versiegt, werfen wir unsere Pläne für eine Weiterfahrt über Bord und brechen zu einem weiteren Stadtspaziergang auf, schließlich gibt es noch weitere Dinge zu entdecken. Zum Beispiel diesen, mit einer Figur eines Nachtwächters geschmückten Brunnen.
Jäh einsetzender Regen und ein vergessener Regenschirm animieren uns dazu, heute bereits gegen 17 Uhr die örtliche Gastronomie bei einem zeitigen Abendessen zu testen. Ein schutzgebendes Dach vor dem Restaurant zur Rose, einem Lokal im Ortskern mit schöner Außengastronomie, das wir bereits in der gestrigen Abendsonne auf Foto gebannt haben, bietet nicht nur Schutz vor nassen Füßen, sondern entpuppt sich im Inneren als gemütliches Füllhorn dekorativer Leidenschaft.
Die überaus herzliche und kontaktfreudige Wirtin Alexandra identifiziert uns sogleich als „Wohnmobilisten“. Jedoch ist sie weder Wahrsagerin, noch entsprechen wir im Äußeren einem gängigen Vorurteil gegenüber Campern – sie hat uns gestern schlicht auf dem Stellplatz gesehen, als sie das Catering der privaten Feier im Festsaal betreute ;-)
Der liebevoll in herbstlicher Stimmung dekorierte Speiseraum erhellt die Gemüter an diesem regnerischen und bewölkten Tag.
Ein ortsansässiger Müller-Thurgau und ein Rotling heben die Stimmung noch weiter an.
Als Mitglied des örtlichen Tourimusvereins versorgt uns Alexandra sogleich mit Tipps und Infomaterial zu Ort und Umgebung. Sie räumt auch mit dem Verdacht der doppelten Messe vom Morgen auf: die Kirche hat sich ganz einfach verläutet und die Gemeindemitglieder haben sich gegenseitig angerufen, um sich zu vergewissern, dass die Uhren richtig gehen :-). Dann vertilgt jeder von uns ein köstliches Mahl.
Nach freundschaftlicher Verabschiedung spazieren wir zum Stellplatz zurück, gabeln dort jedoch Johannes mit knurrendem Magen auf und begleiten ihn auf der Suche nach einer magenfüllenden Köstlichkeit.
In die heraufziehende Dämmerung schieben sich Nebelbänke durch das Tal, als der Weg zur Besenwirtschaft aus dem Ort hinaus, zwischen Feldern auf unbeleuchteten Wegen nicht enden zu wollen scheint. Und so taufen wir unseren Weg um in einen Hundespaziergang, gehen die Hälfte wieder zurück und kehren, nun zu dritt, erneut im Restaurant zur Rose ein. Das unverhofft schnelle Wiedersehen wird freudig begrüßt und wir verbringen mit Johannes einen lustigen und informativen Abend.
Am nächsten Morgen hängt der Nebel noch im Tal, als wir uns von Johannes verabschieden, der sich langsam hervorkämpfenden Sonne entgegen fahren und unseren Weg suchen, durch die Weinstraße Tauber. Wir finden die touristische Bezeichnung „liebliches Taubertal“ nicht untertrieben und genießen die landschaftlichen Aussichten. Hier gefällt es uns!
Kurz vor Werbach führt uns die Weinstraße in das Tal zurück und wir halten kurz an der Kirche.
An der Liebfrauenbrunnkapelle in einem Nebental von Werbach stehen nicht nur martialische Evangelienbilder Spalier.
An der Rückseite fließt eine Quelle, an der durstige Gläubige mobile Wasserkanister befüllen und berädert zu ihren Pkws befördern, vorbei an einem Infokasten, der auf einem ausgeblichenen Plakat die Selbstbestimmung der Frau als Mörderkultur verdammt. Die leicht modrige Kühle die einem am Eingangsportal entgegenschlägt verstärkt das Gefühl klerikaler Engstirnigkeit und ruft zur unverzüglichen Weiterfahrt.
In Tauberbischofsheim untersuchen wir kurz den Stellplatz Vitryallee am Stadtbad. Am Rande eines Großparkplatzes sind drei Parkbuchten verfügbar. Für einen Stadtbesuch akzeptabel. Wir verlassen das Taubertal über die B27 gen Westen in Richtung Walldürn. Dort machen wir einen Kurzstop in Königheim, einem Ort der noch zur Weinregion Weinstraße Tauber dazugehört.
Wie zum Wettbewerb „schönster Weinort Deutschlands“ ist alles sauber, ruhig und idyllisch.
Der B27 folgen wir weiter bis nach Hardheim, dass bereits im nordöstlichen Rand des Neckar-Odenwald-Kreises liegt.
Wir verbringen auf dem kostenlosen Stellplatz am alten Bahnhof unsere Mittagspause.
Der schön angelegte Stellplatz ist für 12 Fahrzeuge parzelliert. Eine Tafel informiert über verschiedene Wanderwege und Sehenswürdigkeiten und die V/E Station ist mit einem praktischen Bodeneinlass ausgestattet. Durch die unweit gelegene Landstraße und einen angrenzenden Bauhof ist es tagsüber etwas unruhig. Wir können uns jedoch vorstellen, dass hier nachts Ruhe einkehrt.
Ein Blick ins Internet bringt uns auf die Spur von Walter Hohmann, einem Kind Hardheims, der als wichtiger Wegbereiter der Raumfahrt gilt und einer der ersten Konstrukteure der Rakentechnik war. Auf der Walter-Hohmann-Höhe besichtigen wir ein Modell einer Ariane V-Rakete im Maßstab 1:4.
Auf dem dazugehörigen Besucherparkplatz in Nachbarschaft eines Gottesackers ist eine ruhige Übernachtung für 1-2 Wohnmobile möglich.
Wir erklimmen mit dem Wohnmobil den Wurmberg bis zur Sternwarte Walter Hohmann mit einem recht lieblosen Planetenweg. Das vorgelagerte Militärgelände, die schlichte Holzhütte ohne jeden Sternwartencharakter und der in Aussicht stehende abendliche Regen ersticken unsere Erwägung hier eine Übernachtung auf Wiese zu versuchen.
Weiter geht die Fahrt über eine wunderschöne Höhenstrasse durch Felder und sich immer mehr einfärbende Wälder.
Vor Beckstein, einem schönen Weinbauort, fahren wir an Apfelbaum gesäumten Weinlagen vorbei.
Es gelingt uns nicht, den Übernachtungsplatz-Tipp von Johannes in Beckstein zu erreichen und nach einigen schmalen Passagen in steiler Hanglage geben wir auf und rollen weiter nach Bad Mergentheim.
Der schmucklose Stellplatz an einem Großparkplatz neben Sportanlagen in der Nähe der Solymar Therme verlangt aktuell 10,40 € incl. Kurtaxe für 2 Personen pro Übernachtung. Da wir für morgen keine hiesige Stadtbesichtigung geplant haben, sind wir heute zu geizig und werfen den Motor noch einmal an.
Auch Markelsheim bietet uns kein passendes Plätzchen, so dass wir noch ein Stück weiterfahren, bis nach Weikersheim.
Es wird ein kostenloser Schotterplatz (Parkplatz Schlossblick) zur Übernachtung angeboten. Das Rauschen der etwas entfernt gelegenen Straße wird vom Rauschen des Wehrs der nahe gelegenen Tauber übertönt. Nur wenige Fußminuten entfernt taucht man direkt in die kleine Altstadt dieses musikverbundenen Städtchens, mit Musikakademie im Schloß und dem „jeunesse musicale“ ein. Hier werden junge Musiker gefördert. Und nicht nur der musischen Kunst verbunden, stellt der Ort aktuell 15 Plastiken des Künstlers Gunther Stilling in der ganzen Innenstadt aus. Schon am Tor der alten Stadtbefestigungsmauer begrüßt einen diese übergroße futuristisch anmutende Hand.
Auf dem Kirch- und Rathausplatz werfen die letzten Strahlen der untergehenden Sonne noch etwas Tageslicht für uns auf die Szenerie.
Während das Schloss bereits Schatten in den beginnenden Abend bringt.
Die geschlossenen Augen des „African King I“ bringen uns zum Gähnen. Der lange gestrige Abend läßt uns heute schon früh müde werden und so sinken wir zum Rauschen der Nachbarin Tauber in tiefen Schlaf..
Wie immer könnt ihr die gezeigten Fotos und noch einige mehr über die Diashow-Funktion in einer höheren Auflösung ansehen.
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