Wir tun uns heute früh direkt mal schwer damit, diesen netten Stellplatz zu verlassen. Und kurz schwanken wir, nicht doch noch für eine Nacht zu verlängern…..aber der Platzwart ist mit Rasenmähen beschäftigt und deshalb fürs Bezahlen gerade nicht zu haben ….und entscheidet damit ungewollt darüber, das wir weiterziehen :)
Außerdem merken wir an dem überall im Campingbus herumliegenden Zeug: wir sind stationär! Bis alles zur Abfahrt weggeräumt ist, dauert es seine Zeit. Auch haben die umstehenden Bäume mit ihren vertrockneten Blütensamen nach uns geschmissen. Unzählige widerhakige Kleinteile liegen jetzt oben auf Rollo und Fliegengitter der Dachfenster….das wird uns zuhause noch mit dem Staubsauger bewaffnet auf dem Dach des Busses beschäftigen :(
Ach was…zuhause ist gaaaanz weit weg….
und schon sind wir wieder auf der Straße, am Rhein entlang.
Linksrheinisch fahren wir flussabwärts zur Loreley. Die Aussichten von der B9
auf den Rhein sind nicht ganz so sehenswert wie auf der rechtsrheinischen B42 Richtung Süden, begleitet uns nun die Bahntrasse auf der rechten Seite und verwehrt sie uns damit häufig den freien Blick auf den Fluß, bis sie dann kurz vor St. Goar auf die linke Seite wechselt.
Nicht weit von der Burg Katz am gegenüberliegenden Ufer entfernt setzen wir mit der Fähre hinüber.
Über aufregend enge Serpentinen klettert unsere „Rosinante“ den Berg hinauf. Am Loreley-Besucherzentrum werden wir von zwei Koreanischen Schutzgöttern empfangen…..sie könnten aber auch gut als Animateure für das anliegende Bistro dienen :)
die leider nicht so ohne weiteres zu besichtigen ist. Wie gerne würden wir hier mal ein gutes Konzert miterleben! Leider steht derzeit nichts auf dem Spielplan, was uns überzeugt.
Mit spektakulärem Ausblick landen wir nur wenige Gehminuten entfernt auf den Loreley-Aussichtsterrassen und lassen uns zu einem Erfrischungsgetränk verleiten.
Gegenüber erkennen wir anhand der vielen weissen Fahrzeuge den Campingplatz Loreleyblick. Für uns ist diese Lage nichts. Wenn die Züge hinter uns direkt aus dem Tunnel rattern, kommt da keine Urlaubsfreude auf. Auch der starke Autoverkehr auf der B9 ist nicht zu unterschätzen.
Auch wenn man auf dem Stellplatz an der Loreley für 5 EUR pro Nacht stehen darf, zieht es uns noch weiter.
Einem Hinweisschild folgend biegen wir ab zum Dreiburgenblick.
Es gibt zum Dreiburgenblick zwei Zufahrten. Die Zufahrt nach Patersberg über die L388 (Ausschilderung Loreley) ist nur für Fahrzeuge bis 6 Meter machbar! Die nördliche (aber längere) Zufahrt von der B42 in den Ort über die B274 und K88 schaffen dann auch längere Fahrzeuge.
Wir folgen einem kleinen Wanderpfad vorbei an einer kleinen Schafherde und sehen nach kurzer Zeit St. Goar und St. Goarshausen einander gegenüberliegend am Rhein sowie linker Hand die Burg Katz
und auch die Aussichtsterrasse, auf der wir eben noch saßen….
Oberhalb von St. Goar liegt die Burg Rheinfels und rechts….mit zusammengekniffenen Augen der Turm der Burg Maus. Also wir würden diese Sehenswürdigkeit eher den „Zwei-Ein-Viertel-Burgenblick nennen :)
Auf dem Besucher-Parkplatz könnten wir unauffällig die Nacht über stehen.
Aber es ist uns heute zu windig hier oben und wir sind mit dem Entdeckerdrang noch nicht durch für heute.
Wir begnügen uns mit einem Mittags-Power-Nap und der guten Aussicht…
….bevor wir über die wesentlich entspanntere Abfahrt wieder nach St. Goarshausen hinuntersetzen und unsere Vorräte beim örtlichen Rewe aufstocken.
Gerade fahren wir los mit Ziel Rüdesheim, als unsere Kenntnisse als Ersthelfer gefragt sind! Ein Mann um die 50 mit Gehstock und Brille ist augenscheinlich auf dem Bordstein ins Stolpern gekommen und auf die Straße gefallen. Dabei hat er sich zwei ordentliche Platzwunden am Hinterkopf zugezogen und liegt verdreht auf dem Bauch. Oh Schreck!
Wir kommen hinzu, als ein anderer Pkw-Fahrer gerade angehalten hat und sich mit seinem Handy abmüht. Zusammen mit anderen Passanten lagern wir den Mann, sprechen mit ihm, versorgen seine Kopfwunde und rufen den Notdienst, der ungewöhnlich lange benötigt, um vor Ort einzutreffen, obwohl laut Aussage der Einheimischen die Rettungswache gleich um die Ecke liegt. Zuvor treffen noch zwei Polizeifahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn ein.
Zum ersten Mal in unserem Leben als Autofahrer müssen wir tatsächlich Verbandskasten und Warndreieck einsetzen und kommen zu der Erkenntnis: wir sind`s nicht gewöhnt! Wir haben da so ein ganz neumodisches Klappdreieck….mit ner halben Stunde Zeit und nötiger Ruhe bekommt dass jeder hin….aber mit ordentlich Adrenalin im Blut bleibt da am Ende nur ein haufen Plastikstreben, ein abgerissenes Reflektorband und von allein stehen kann das Kunstobjekt auch nicht. Außerdem: es sollten stets Einmalhandschuhe griffbereit im Cockpit liegen. Mal eben jemanden lagern, der ordentlich aus einer Wunde blutet ist ohne Handschuhe echt gefährlich! Durch Google-Maps und GPS-Ortung können wir der Rettungsleitstelle sogar eine Adresse (des naheliegenen Biergartens) nennen, da die Nummer der genannten Bundesstrasse so völlig unbekannt scheint!
Alle reden am Ort des Geschehens durcheinander. Jeder äußert irgendwelche Vermutungen, die mit der Realität gar nichts zu tun haben. Das macht es für die Polizisten echt nicht leicht, einen Überblick zu bekommen. Und dann sind die jungen Polizisten auch irgendwie aufgeregt….und wollen den normal ansprechbaren Mann erst mal in die stabile Seitenlage bringen….so richtig vehement mag man den Ordnungshütern dann ja auch nicht widersprechen, aber Claudia’s Hinweis auf Ansprechbarkeit und Bewußtsein erspart ihm zum Glück das Manöver und die Sanitäter treffen endlich ein.
Puh! Also werden wir unsere Ausrüstung in Sachen Warndreieck und Verbandskasten demnächst wieder auf Vordermann bringen und hoffen, dass uns auch mal jemand hilft, wenn wir Hilfe brauchen.
Noch aufgeputscht von der Situation verputzen wir im Weiterfahren ein paar Kalorien und sehen nun endlich das Wahrzeichen von Bingen am anderen Ufer: der Mäuseturm! Na kein Wunder, dass wir ihn bisher übersehen haben: ist ja auch eingerüstet :-)
Bei der Passage von zwei Wechselampeln an einer Baustelle fällt uns heute erneut das aufgestellte Schild auf…
….und finden es irgenwie passend zur Wartezeit vorhin auf den Krankenwagen :-)
Wir fahren an der Touristenmeile von Rüdesheim entlang….
…und forden unser Glück auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz an der Abtei St. Hildegard oberhalb der Stadt heraus. Leider ist der Parkplatz extrem schräg und wir suchen zu vermeiden, bei freiem Stehen auf Keile zu fahren. Der Ausblick von hier oben in Richtung Westen wäre allerdings grandios!!!
Schon haben wir beschlossen, einen Platz etwas entfernt von Bingen zu probieren, als wir spontan einem Hinweisschild zu einem Wohnmobilstellplatz, Metzis Panoramablick, nach Ockenheim folgen und mit einem ansprechenden Übernachtungsplatz am Rande von Weinfeldern belohnt werden. Hier steht man für 8 EUR pro Nacht incl. V/E und Müll zuzüglich Strom 2 EUR.
Das Areal schein noch jung und ist auch nur zu einem Fünftel belegt.
Das Abendessen wird gekrönt von tief liegenden Sonnenstrahlen zwischen Weinreben…. so lieben wir es!
Moin,
als ehemaliger hauptberuflicher Rettungsassistent kann ich Euch sagen, das es zwar schön ist, wenn die Rettungswache um die Ecke ist, aber wird der RTW tagsüber wahrscheinlich dort eher nicht stehen. Auch hier regiert von Seiten der Krankenkasse der Rotstift und es werden Rettungsmittel gestrichen. Schon zu meiner Zeit haben wir tagsüber die Rettungswache so gut wie nie gesehen und waren schon froh über eine Mittagspause, wenn sie uns mal vergönnt war.
Gruß
Andreas
Danke Andreas für Dein Feedback. Wir waren sehr froh, dass der Verletzte noch bei Bewusstsein und ansprechbar war. 15 Minuten Herzdruckmassage zu machen…. puuuh. Waren froh dass es nicht dazu kam.
Ihr seid Helden und Helfer Euren heutigen SP haben wir uns aufgrund eines Hinweises heue in FB auch mal gemerkt! Sah ganz gut aus! Viel Spaß noch!
Danke Lisa, aber sowas ist für uns selbstverständlich. Da gibt’s kein Zögern.