Nach Teil 1 geht’s weiter mit dem 2. Teil unseres Messebesuchs in Halle 15:
Die Schwenktoilette
Um eine Idee zum Platzgewinn durch eine verschwenkbare Toilette werbewirksam zu demonstrieren, hat der Hersteller Carthago “ein Scheibchen Womo” mitten in die Halle gestellt.
Ein interessantes Gedankenspiel entpuppt sich hier im Life-Betrieb als hakelig und klapprig zu handhabende Schnellschusslösung: aus mehreren übereinander ragenden Plastikteilen wurde ein Schwanenhals gebastelt, auf dem man die Toilette aus einem lieblosen “Möbelloch” in die Nasszelle schwenken soll.
Die Einrüstung und Verblendung des Schwenkweges wirkt wie nicht zu Ende gebastelt. Man sieht ins Innere des Möbelbaus und der Verschalung, was bei günstigem Möbelleichtbau nicht wirklich zu begeistern vermag. Diese “offene Wunde” bietet jede Menge Raum für Dreck und Staub.
Das Plastik des Schwanenhalses wirkt wenig robust und wird vermutlich beim ersten versehentlichen Stubser mit dem Schuh die eine oder andere Ecke abwerfen oder gar einreißen. Verriegelungshebel bedienen und Toilette herausschwenken benötigt zwei Hände. Wenn’s mal schnell gehen soll ist das etwas unpraktisch.
Eine Standberaterin vermutet in uns zu begeisternde Neukunden und fordert uns zu offener Meinungsäußerung heraus …..nun ja….sie streicht relativ schnell die Segel und zieht sich mit der Bemerkung zurück, dass es für ihr eigenes Fahrzeug auch keine Not täte….
Unausgereifte Ideen in stolzer Präsentation – Besucher mit Womo-Erfahrung sind da eher ungern gesehen .
Der schwenkbare Teleskop-Fahrradträger für E-Bikes
Speziell für E-Bikes ausgelegte massiv-stabile Fahrradträger mit Kurbelfunktion sollen es erleichtern, die kleinen Kraftpakete hinauf zu wuppen. Wir fühlen uns sehr an den Fahrradträger unseres alten Hymer Exsis erinnert.
Dort war die Kurbelei irgendwann extrem mühselig, da durch fortgeschrittenes Alter der Mechanik schwergängig. Darüber hinaus empfinden wir den Heckträger als wahres Monstrum. Tut es da nicht auch ein schwenkbarer Bühnenträger, der noch ein wenig Ausblick aus den Heckfenstern zulässt?
Der 6 Meter Campingbus mit Riesen(dusch)bad und Küche
Der Karmann Dexter 595 hat ein überzeugendes elektrisches Hub-Bett im Dach und wirkt in der Wohnraum-Komposition wohnlich und wertig.
Das Heck-Bad ist geräumig und lässt kaum Wünsche offen.
Das ultimative Ausschluss-Kriterium: der fehlende Stauraum!!! Durch das Heck-Bad fällt die übliche geräumige Heck-Garage unter einem Festbett weg. Auch für spartanisch Reisende wird das Verstauen von Klappstühlen und –tisch zum Problem. Weise hat der Aussteller sein Fahrzeug mit dem Heck an einer Wand geparkt – Rückseite nicht zugänglich. Damit ist klar, die rückwärtige Innenansicht offenbart nur allzu deutlich diesen Missstand. Bleibt zu hoffen, dass bei einem Verkaufsgespräch darauf hingewiesen wird. Heckträger-Box oder Dachgepäckbox sind damit fast unausweichlich.
Das Schiebe-Waschbecken
Beim Karmann Davis Jump! 620 wurde ein Schiebe-Waschbecken aus Plastik eingesetzt, um mehr Raum seitlich der Toilette zum Duschen zu generieren: Grundsätzlich erst mal kein schlechter Gedanke. Etwas irritierend in der Nutzung ist die sehr tiefe Anbringung. Bereits als kleiner Mensch verfällt man sofort in die Buckelhaltung: Auch der fest montierte Wandhahn ist etwas ungewohnt. Gerne hätten wir die Wegführung des Brauchwassers genauer erkundet. An diesem ersten Messetag herrscht jedoch gerade in der “Kastenwagen-Halle Nr. 15” ziemlicher Andrang und bei vielen Exponaten muss man anstehen oder den Raum zügig wieder freigeben, um anderen Neugierigen ihre Chance zu geben. Daher gehen wir zum Sonne tanken auf’s Freigelände.
Dieses Designer-Stückchen namens „Sealander“ haben wir schon in seinem Imagefilm im Internet bewundern dürfen. Hier weht jedoch ein preislich anderes Lüftchen und hippe Leute mit wichtigen Unterhaltung umstehen die Outdoor-Präsentation.
Ein schicker Anhänger der schwimmen kann, mit Außenborder sogar gezielt vorankommt, über eine Klappcouch verfügt (wobei dieser Begriff nicht den Design-Anspruch abdeckt) und wohl auch ein Mini-Küchenmodul beherbergt.
Platz für ein WC konnten wir nicht ausmachen. Über die Leiter zum besseren Einstieg ins Wasser soll man vermutlich ans Ufer schwimmen, um dort an geeigneter Landungsstelle sanitäre Anlagen aufzusuchen
Mehr „Space“ zum Duschen, der 1. Versuch
Beim Thema Platznutzung und Duschen im Wohnmobil hat sich der Hersteller Dreamer Gedanken gemacht und zumindest eine Lösung gefunden, die jeden Dusch-Fan in diesen Kastenwagen Modell D55 bringen dürfte:Das „Modul“Space SystemIm oberen Teil befindet sich ein an drei Scharnieren bis über das Bett, nach links heraus schwenkbarer Schrank, der von zwei Seiten zu öffnen ist.
Allerdings verträgt er nicht mehr als 10 Kilo Zuladung. Perfekt für Arbeitsnomaden, die morgens Duschen wollen und eine Charge Oberhemden auf Bügeln verstauen müssen. Im unteren Teil wird eine zweigeteilte Klapptür zum Bett nach links geschwenkt und gibt die Duschtasse frei. Hier kann man im Fahrbetrieb sicherlich einiges verstauen/ zwischenlagern. Auf der anderen Seite des Ganges finden sich etwas beengt WC und Waschbecken hinter einer raumhohen, zweigeteilten Falttür. Diese lässt sich ganz auf und in den Raum schwenken, so dass bei Bedarf zwischen Bett und Dinette ein abgeschlossenes Raumbad entsteht, in dessen Mitte ein unbeobachtetes Ankleiden möglich wird. Bleibt der Reisegfährte währenddessen im Bett liegen, reicht der Platz neben dem herausgeschwenkten Schrank leider nicht aus, um das WC oder den vorderen Bereich des Fahrzeugs aufzusuchen.
Hier sind genaue Abstimmung aufeinander und bei umfassender Körperpflege auch Geduld gefragt. Außerdem bezahlt man diesen sanitären Schwerpunkt mit tief gezogenen Oberschränken, die im Schlafbereich in kurzem Abstand über den Füßen enden. Auch das muss man mögen.
Sogar die klassische Grundrisslösung in vielen Teilintegrierten mit festem Längsbett an der einen Seite und an der anderen das Bad, wurde auf den Kastenwagen übertragen. Das gute Raumangebot des Bades ist aber nur für schmale Schläfer eine Freude, denn hier muss die Bettbreite hinter dem sanitären Zugewinn zurückstehen.
Man sieht also wieder ganz deutlich: Ein Ducato Kastenwagen hat nunmal nur ein bestimmtes Volumen zur Nutzung. Nehme ich hier einen Kubikmeter weg, fehlt er wieder an anderer Stelle. Die Frage ist nur: Kann ich mit dem Nachteil durch einen Vorteil leben?
„Zuhause“ bei Westfalia
Selbstverständlich besuchen wir unseren Heimatstand von Westfalia und schwätzen ein wenig mit Mutter und Sohn Günther von der Togo Reisemobile. Für sie beginnt jetzt erst eine Woche voller Gespräche und Beratungen. Sich jeden Tag auf unzählige Menschen mit ihren ganz unterschiedlichen Bedürfnissen und Charackteren einstellen, die Geräuschkulisse und abends und morgens noch das Troebwerksgebrüll der startenden oder landenden Flugzeuge auf dem Flughafen DüDo. Sie haben unseren Respekt und wir möchten nicht tauschen .
Unsere Achillesferse ist nach wie vor die bei uns fehlende Mückengitter-Schiebetür. Das neueste Columbus Modell (und natürlich viele andere Kastenwagen-Hersteller) haben diese Schiebetür natürlich an Bord.
Zur Möglichkeit der Nachrüstung gibt es immer wieder unterschiedliche Aussagen. Und obwohl ein Westfalia-Techniker vom Werk dies klar bejaht, sind wir nach Inaugenscheinnahme der Bodenführungsschiene nicht überzeugt. Außerdem sind 400- 500 € plus Arbeitsstunden eine genauere Überlegung wert.
Unser Selbstbau ist zwar unkomfortabler, kein Meisterstück und teilweise verbesserungswürdig, dafür haben wir die Mühe, ihn zu nähen bereits erledigt und bisher sind keine Horden von Viechern in unser Mobil eingedrungen.
Auch können wir weiterhin draußen unseren Tisch in der Schienenaufnahme (schwarz) am Küchenmodul einhängen. Diese Option ist bei der fest verbauten Schiebetür dann natürlich nicht mehr möglich. Wohlmöglich werden wir weiterhin bei unserer Lösung Marke „Eigenbau“ bleiben.
Auch das neue halbhohe Schott unter dem Bett, das mit der gleichen empfindlichen Oberfläche versehen ist, wie die übrigen Schränke wird nicht unseren gepolsterten, mit Stoff ummantelten Selbstbau, ersetzen. Dennoch kann es den Einstieg in das Bett erleichtern, in dem auf das Schott ein Holzklotz eingesetzt wird. So haben es schon lange Poessl & Co. in Ihren Fahrzeug realisiert, hier so ähnlich bei unserem damaligen Globecar Roadscout.
Gründlich inspizieren wir den Amundsen 600 E. Die matten Oberflächen,
die robuste Arbeitsfläche, das (zwar kleine aber ) eckige Spülbecken,
und die Stauräume überzeugen uns (wenn man man von der kleinen Kleiderstange über dem Bett absieht), aber der Platzabzug im Bad und insbesondere in der Beinfreiheit der Dinette sind ein nicht wettzumachendes Manko.
Der schmale Tisch soll künftig um ein zum Beifahrer ausschwenkbares Zweitstück ergänzt werden, denn jetzt ist weder ein sich gegenüber Sitzen, noch ein Essen am Tisch vom Beifahrersitz aus möglich. Die Sitzbank hat durch den in ihr untergebrachten Wassertank eine überdimensionierte Tiefe, die das Sitzen auf ihr unbequem macht und die notwendige Beinfreiheit auf ein unerträgliches Maß einschränkt. Hier wird nur glücklich, wer über 90% seiner Zeit außerhalb des Womos verbringt und nur zum kurzen Kaffee-Stopp oder Schlafen einkehrt. Also Dauergriller vorm Womo, Restaurantsitzer oder Vorzelt-Junnkies könnten hier ihr Traummobil finden. Gemütliche Herbstabende mit einem Bordküchenmenü sind jedenfalls nicht der Schwerpunkt dieser Sitzgelegenheiten. Die Notdusche im Bad ist durch die Verengung der Raumbreite wieder in die Nasszellenkategorie der 540 Meter-Busse gerutscht. Mehr Fotos zum 600 E findet ihr in unserem ausführlichen Testbericht.
Schnell noch ein Erinnerungsfoto mit Herrn Günther junior und dem Westfalia Servicemitarbeiter Herrn Junker, bevor wir an frischer Luft nach einem Snack trachten. Ganz erstaunlicher weise haben zur Mittagszeit auch andere diese Idee und bilden bereits weiträumige Schlangen in der brütenden Mittagssonne. Also zaubern wir aus dem Rucksack unsere Notfallration hervor und beobachten aus der Entfernung das Treiben rund um den Riesen-Smoker.
Die ewig schmachtenden Raucher, die unablässig aus den Ausgängen herausströmen treiben uns schließlich wieder hinein in die Halle.
Die separate Dusche im Kastenwagen, 2. Versuch
Die Spielarten der Duschraumgestaltung sorgen auch weiterhin für die größte Erheiterung. Von der zwar separaten Duschkabine des Globestar 640 D ohne jegliche Lüftungsmöglichkeit mittels Dachfenster und Abluftpilz
bis zum Spiegelkabinett, was dem Nutzer zumindest anfänglich ein vergnügliches Lächeln ins Gesicht zaubern wird
testen wir alles an, bis unsere Füße langsam Erschöpfungsanzeichen aufweisen und wir zu einem Plausch Kathrin bei Kuga-Tours im Pösslbereich aufsuchen.
Nach fast 7 Stunden Messe-Bummelei sind wir erschöpft und verbringen den Rest des Tages in den Campingstühlen bei Kaffee und landenden Flugzeugen.
Zum Abfahren sind wir zu müde und verbringen noch eine weitere Nacht auf dem P1.
Frühstück am Rhein mit einem Blind Date
Am nächsten Morgen jedoch kurven wir zum Frühstück ans Rheinufer, unweit des off. Stellplatzes. Zu Messezeiten wird das hier eigentlich verbotene Stehen geduldet. Wir genießen mit Blick auf die Skyline Pan-Cakes, Beinfreiheit in der Dinette und eine Dusche in unserem Bad – herrlich nach der warmen Nacht!
Bevor wir wieder gen Norden abreisen, besucht uns noch Thomas, der in DüDo wohnt, selbst Columbus-Fahrer ist und unseren Blog liest. Wir fachsimpeln ein wenig und planen in Bälde mal ein Westfalia-Campingbus-Treffen.
Im Herbst kommen wir mal wieder, zu einer Stadtbesichtigung.
Tschüß, Düsseldorf!
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