UMIWO rockt mit dem Teufel in den Mai

Auf Konzertreise nach Worpswede zur Music Hall schlafen wir im Teufelsmoor und besuchen den Frühlingsmarkt in Worpswede. Blauer Himmel und saftiges Grün, das schon unzählige Künstler inspiriert hat, zieht uns in den Bann. Wir treffen nette Westfalia Rockfans und nehmen sogar noch unfreiwillig am Fischerhuder Festumzug teil.


Das verlängerte Maifeiertagswochende ist ideal für einen kleinen Roadtrip ins „nasse Dreieck“ zwischen Elbe, Cuxhaven und Bremen. Wir bevorzugen an diesem Samstag, wie so häufig, eine Fahrt über Landstraßen, überlassen die Staus auf den Autobahnen anderen und genießen die frischen grünen Farben am Wegesrand.

Parallel zur „Staubahn“ A7 Richtung Norden rollen wir bis nach Walsrode. Auf dem Weg stärken wir uns, einem Hinweis von Google Maps folgend, beim Schnellimbiss „Schlemmereck“, der in seinen Bewertungen immerhin mit 4,9 von 5 Sternen aufwartet. Wir testen den Klassiker „Mantaplatte“ und finden in einer für uns etwas zu scharf geratenen Sauce eine recht angebrannte, ungeschnittene Bratcurry vor. Die Pommes sind recht ordentlich und die Bedienung sehr freundlich.

Nachdem aus einem Supermarkt am Wegesrand noch ein paar Lebensmittel den Weg in unser rollendes Küchenstudio finden, erreichen wir das Teufelsmoor. Der Himmel wirkt hier weiter und blauer. Diese Landschaft, die schon unzählige Künstler fasziniert hat, zieht auch uns sofort in ihren Bann. Hier ist das Grün irgendwie grüner und das Licht von einer eigenen Intensität. Es duftet nach Torf und frischem Gras. Unser Navigationsgerät verrät, dass wir uns zeitweise bis zu 6 Meter unter Meeresniveau fortbewegen. Dies liegt daran, dass das Teufelsmoor in einem eiszeitlichen Schmelzwassertal liegt.

Vor unserem eigentlichen Zielpunkt, dem Wanderparkplatz „Fleitenkiel“ im Ortsteil „Teufelsmoor“ ereilt uns wie so häufig eine Umleitung und versucht uns durch Fahrbahnarbeiten fernzuhalten. Nach einem 10 km langen Umweg beschließen wir das Einfahrtsverbot an dessen Ende zu ignorieren und werden am Ende schließlich mit einem friedlich im Sonnenlicht schlummernden, verlassenen Parkplatz belohnt. Die weiträumige Sperrung kommt uns prima gelegen, denn so gut wie kaum ein Auto verirrt sich heute hierher. Hier gibt es alles was für uns einen guten Stellplatz ausmacht: Natur, Sonnenschein, Ruhe und kein Parkverbot.

Wir stehen am Ausgangspunkt zu verschiedenen Wanderwegen und mehrere Infotafeln zeigen den Besuchern die interessante Welt des Moors.

An der Schutzhütte wartet der etwas hölzerne Namensgeber, Kollege Luzifer. Doch so satanisch geht es hier gar nicht zu. Über die Namensentstehung des Teufelsmoores haben wir gelesen, dass das Wort vom Niederdeutschen „duven“ abstammt, was soviel wie taub bzw. unfruchtbar bedeutet. Landwirtschaft konnte damals erst nach Trockenlegung der Moorflächen betrieben werden, was bis in das 20. Jahrhundert intensiv betrieben wurde. Ganze Flächen fielen trocken und Moorbrände standen im Sommer an der Tagesordnung. Alle paar Hundert Meter zeugen davon auffällige Hydrantenanschlüsse.

Auf einer kleinen Wanderung vor dem Abendessen kommen wir an einer kleinen historischen, lorenähnlichen Bahn vorbei.

Dann geht es weiter in Richtung Naturschutzgebiet auf dem alten Gleisendamm.

Nach ein paar hundert Metern kommen wir an einem riesigen umgestürzten Baum vorbei, dessen üppiges Wurzelwerk keinen Halt mehr im weichen Moorboden fand.

Neben den verbreiteten Hydranten tummeln sich diverse Verbotsschilder, ergänzt um wütende Hinweisschilder der Einwohner.

Wir erreichen den Rand des Naturschutzgebietes und haben einen weiten Blick über eine riesige Moorfläche. Hier ist allerdings Schluss. Erst ab Mitte Juni bis Ende September darf man hier weitergehen. Das Naturschutzgebiet trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Alternativ kann ab April mit Mitarbeitern von der Biologischen Station Osterholz (BIOS) an jedem Freitag und jedem letzten Samstag im Monat ab 15 Uhr durchs Moor gewandert werden.

Wir sehen im gesamten Gebiet an vielen Grundstückzufahrten und Kreuzungen diese weissen Kreuze, die an den Enden die Abkürzung „S.G.H.T.“ tragen. Wir fühlen uns an das Wendland und Atomkraftgegnern mit den gelben Kreuzen erinnert. Es handelt sich um einen auch visuell ausgedrückten Bürgerprotest der „Schutzgemeinschaft Teufelsmoor-Hammeniederung“. Hier protestieren die Bürger gegen die vom Landkreis Osterholz geplante erweiterte Ausweisung von zwei Naturschutzgebieten und einem Landschaftsschutzgebiet im Bereich der Hammeniederung und dem Teufelsmoor, denn der Mensch lässt sich nur ungern das wieder abtrotzen, was er zur eigenen (landwirtschaftlichen) Nutzung erobert hat.

Das Wetter meint es heute am letzten Apriltag besonders gut mit uns und beschert uns satte 14 Stunden Sonne. Wir fahren noch über die Kreisstadt Osterholz-Scharmbeck an der V/E Station des Stellplatzes am Allwetterbad vorbei und müssen aufgrund von Vandalismus mit Bordwerkzeug improvisieren, damit wir an das kostbare Wasser kommen, denn unser Frischwassertank ist nur noch auf Reserve.

Heute Abend steht in der Music Hall Worpswede das Rockkonzert der legendären kanadischen ProgRock Band SAGA bevor.

Zuvor lockt uns der Frühlingsmarkt noch in die Bergstrasse. Wir fahren zu unserem bereits in 2016 für gut befundenen Park- und Übernachtungsplatz am Hallenbad in Worpswede. Von hier aus sind es 10 gemütliche Gehminuten hinauf in den Ort. In dieser flachen Landschaft, die zum Teil unter dem Meeresspiegel liegt, befinden sich Teile von Worpswede (= bewaldeter Hügel von „worp“ = Hügel, das Aufgeworfene; „wede“ = Wald, Hölzung, Holz) auf der Geestinsel Weyerberg und bescheren uns einen ca. 50 Meter Aufstieg. Jetzt wissen wir auch, warum unser Ziel „Bergstrasse“ heisst. Wir flanieren ein wenig an den Ständen vorbei, die überwiegend Waren von Künstlern und Handwerkern anbieten.

Bereits auf dem Frühlingsmarkt treffen wir auf die Music Hall, deren Logo passend das Cajo (Sitztrommel) verziert.

Nach einem kleinen Imbiss geht es zurück zum Campingbus für eine Siesta, denn der Abend wird ja noch recht lang. Nach einem kleinen Nickerchen erspähen wir beim Verzehr von Kaffee und Kuchen einen nicht weit entfernt parkenden weinroten Westfalia Amundsen 640E. Zwei freudig winkende Menschen kommen auf uns zu, Evelyn und Dimitri aus Hamburg. Sie sind auch für das SAGA Konzert angereist.

Sie hatten bereits vor ein paar Monaten über den Blog Kontakt zu uns aufgenommen. Somit wird ein kleiner Westfalia Fanblock heute Abend SAGA rocken:-) So viele Gemeinsamkeiten lassen uns die Zeit in der Nachmittagssonne verquatschen. Leider ist Claudia seit Tagen schon ziemlich erkältet und muss für heute beim Konzert aussetzen. Daher ziehen wir zu dritt los auf den Weyerberg in die Music Hall zur „The Last Chapter“ Tour von SAGA. Konzertbericht hierzu folgt in Kürze.

Nach einer wieder mal ausgesprochen ruhigen Nacht fahren wir auf überwiegend gut ausgebauten Landstrassen die 150 Kilometer nach Hause. Wir erreichen ein paar Kilometer hinter Worpswede das Örtchen Quelkhorn und schlucken erst einmal: Ein Motorradfahrer wurde scheinbar ein paar Minuten vor unserer Ankunft an einer Kreuzung von einem PKW angefahren. Die Polizei und Rettungsdienst sind da. Hunderte Menschen stehen herum und starren auf den Tatort. Wir wundern uns: Sind das wirklich alles Gaffer wegen des Unfalls? Man liest ja leider schockierenden Dinge über diese „Spezies“, aber glaube können wir es dennoch gerade nicht. Wir werden eines besseren belehrt. Es handelt sich tatsächlich um Gaffer, die aber aus einem anderen Grund am Straßenrand stehen: Heute am 1. Mai findet der alljährliche Fischerhuder Festumzug statt. Gekührt werden die schönste Festwagen, die dieses Jahr unter dem Motto „Fischerhude kocht“ geschmückt sind. Da kommt uns auch schon der Tross, bestehend aus 26 Wagen, entgegen und wir müssen halten. So etwas ähnlich lustiges haben wir bereits vor 2013 in Tellingstedt erlebt (wir berichteten). Der Verkehrt staut sich und wir halten zufälliger wie es sich für unseren Fahrzeugtyp gehört, an der Bushaltestelle des Ortes. Dumm nur, dass es sich dort vier ältere Herrschaften bereits auf der Sitzbank bequem gemacht haben. Gestigkulierend deuten sie auf unseren Bus. Wir sind freundlich und fahren die Seitenscheiben herunter. Da kommt uns auch eine Kaskade von Beschimpfungen herein. Wir sollen weiterfahren! Es wäre eine Frechheit, sie können ja jetzt nicht mehr so gut den Umzug anschauen, usw. Hmmm, wir sind aber im Stau und eingekesselt. Da helfen auch keine weiteren Erklärungen und wir fahren die Scheibe wieder hoch. Der auf der Rückseite der Haltestellescheibe gepinselte Slogan „Awake“ lässt uns zusätzlich schmunzeln. Dann dürfen wir geschlagene 20 Minuten warten und den Umzug bewundern!

So geht ein spannendes und erlebnisreiches Wochenende im Teufelsmoor zu Ende. Aber schon am nächsten Wochenende gastiert ein weiterer Showact in der Musichall: Die ProgRock Band „Riverside“ aus Polen macht Station und das dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Passenderweise sehen wir auch schon im Herbst eine Band, wo der Name in dieser Region Programm ist: Torfrock! Vielleicht ist es ja wieder eine Reise nach Worpswede wert.


Weiterführende Links

Biologische Station Osterholz (BIOS) – Anmeldung zur geführten Torfwanderung

Kulturland Teufelsmoor – super Seite mit vielen Infos

Schutzgemeinschaft Teufelsmoor-Hammeniederung – „S.G.H.T.“

Musichall Worpswede

Festumzug „Fischerhude koch“ – Bericht der MK Kreiszeitung

Über Volker

Ich bin Volker vom Reiseblog UMIWO und als Teilzeitreisender seit 2005 mit dem Campingbus in Europa unterwegs. UMIWO versorgt Campingbegeisterte mit Reise- und Testberichten auf unterhaltsame, humorvolle und authentische Weise. Da mich das Reisen sehr inspiriert, möchte ich meine Erlebnisse, Eindrücke und Emotionen in diesem Blog ausdrücken und so den “Spirit” mit anderen teilen. Feedback, Kommentare und Live-Kontakte bereichern darüber hinaus mein Wissen, Entwicklungsmöglichkeiten und setzen Anreize für künftige Ziele. Mit mehr als 600 Blogbeiträgen und über 3.000 Followern auf diversen sozialen Plattformen ist UMIWO ein in der deutschsprachigen Blogosphäre bereits seit 2010 geführter Blog.

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