Auf Himmelswegen mit Umleitungen – Weinregion „Saale-Unstrut“ Teil 3

Nach dem in der Nacht außer uns nur ein neugieriger Motoradfahrer, ein hustender Fuchs und ein mitteilungsbedürftiger Kautz den Parkplatz der Rudelsburg heimsuchen, starten wir an diesem Montagmorgen zum Entsorgen nach Naumburg an den Stellplatz Vogelwiese.P1080384

Hier wird bereits fleißig der Aufbau für die Kirmes ab 26.09.15 betrieben. Als Nachtlager würden wir diesen Platz auch ohne Kirmes nicht in die nähere Wahl nehmen.P1080386

Gleichwohl ist die Ver- und Entsorgung hier gut zu erledigen. Ein Großparkplatz mit lediglich abgetrenntem Bereich für Womos bietet immer viel Spielraum für nächtliche Automanöver örtlicher Youngster. Direkt in den Regen hinein verfolgen wir naiv unseren Museumsplan und wollen im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle die Himmelsscheibe von Nebra bewundern.P1080391

Das Parkplatzglück ist uns äußerst hold, nachdem wir uns durch unzählige Straßen mit unterirdisch schlechtem Belag gerumpelt haben. Der arme Museumswächter, der in unsere tief enttäuschten Gesichter schauen muss, als wir erfahren, dass Montag geschlossen ist! Er verkraftet selbst nur schwer, dass er uns wieder fort schicken muss. Zwinkerndes Smiley

Ein verirrter Blick ins Internet offenbart für das Besucherzentrum der Arche Nebra das gleiche Dilemma (allerdings erst ab Oktober, was wir jedoch erst zwei Tage später erkennen). Somit ist unseren kulturhistorischen Bemühungen für heute ein jähes Ende beschieden. P1080399

Frustriert schreiten wir bei strömendem Regen und trostlosen Plattenbauten zunächst zum Auffüllen unserer Vorräte bei einem größeren Supermarkt in der Hallenser Neustadt und belohnen uns postwendend mit einem Mittags-Snack und nachfolgendem Kaffee-Gelage.

Bei der anschließenden Wahl des „Schlechtwetter-Programms“ zwischen Kino und Kieser-Training in Halle obsiegt am Ende: Kieser!

Das anvisierte Kino liegt in einer “unzuparkenden” Gegend mit halb verfallenen Plattenbauriesen zwischen Kurz-nach-der-Wende aufgehübschten Riegeln.P1080394

Viele Menschen auf engem Raum und knappe Parkplätze. Da sind unsere 6 Meter einfach 6 zu viel. P1080397

Und obwohl das Kieser-Center zentrumsnah gelegen ist, haben wir hier ein glückliches Händchen und können Rosi gut am Straßenrand unterbringen.

Nach der muskulären Arbeit versuchen wir in Halle unser Glück mit einem selbst gesuchten Übernachtungsort auf der Insel Peißnitz zwischen “Wilder Saale” und (gezähmter?) Saale, müssen aber nach kurzer Zeit erkennen, dass das ein Unterfangen für sehr viel Zeit und Geduld ist. Beides steht heute einfach nicht mehr zur Verfügung. Außerdem geht uns das Stadt-Ambiente so langsam auf den Senkel.P1080404

Wir beschließen wieder hinaus in die Natur zu fahren. Und schon bricht die Sonne aus den Wolken hervor, der Himmel zieht auf und wir fahren knapp 16 Kilometer an den uns gut bekannten Stellplatz an der Fähre Brachwitz. Wir setzen über die Saale und beziehen ein zauberhaftes Plätzchen an der Wasserkante des Sportboothafens.P1080413 P1080421 P1080422

Die Sonne wandert langsam Richtung Horizont und wir können knapp 2 Stunden bei Weißwein, Gurken-Ei-Sandwich (gf) und Weintrauben den frühen Abend genießen.P1080418 P1080426

Wir lassen aus unseren Lautsprechern Alan Parsons Projekt ertönen und schwelgen in Erinnerung an das neulich in Hannover erlebte hervorragende Konzert mit ihm auf der Gilde-Parkbühne.P1080425

Eine super Entschädigung für diesen etwas verkorksten Tag in einer regnerischen Stadt. Wir versuchen unseren Bildungsdrang über die Nacht bis zum nächsten Tag zu retten.

Di, 15. September 2015

Bei schönstem Sonnenschein setzen wir ausgeschlafen wieder mit dem Fährman über die Saale, fahren aus dem Tal heraus und folgen der Touristen-Route “Himmelswege” zu weiteren Stationen.P1080429

Da uns gestern die Himmelsscheibe von Nebra live zu betrachten verwehrt blieb, wollen wir heute weitere Fundorte besuchen, deren Schätze ebenfalls das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle hütet, um an einem anderen Tag dort aus den Vollen zu schöpfen.

Heute reisen wir zurück in längst vergangenen Jahrtausende. Auf den “Himmelswegen” wir uns in die Welt der Archäologie und Astronomie entführen.P1080439

Schon von weitem erblicken wir die Eichstädter Warte bei Langeneichstädt, unsere heutige erste Station. Hier liegt ein Großsteingrab mit Dolmengöttin, einer 1,76 m langen Menhirstele auf dem eine Dolmengöttin und weitere Symbole eingeritzt sind. P1080452

Das Grab und die Stele werden auf ca. 3.600 bis 2.700 v. Chr. datiert. P1080453

Die Stele ist allerdings eine Nachbildung. Das Original befindet sich, wie auch die Himmelsscheibe von Nebra, im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle.P1080446

Wir sind hier völlig allein und können uns ganz ungestört tief in die Mystik und Geschichte dieses besonderen Ortes versenken. P1080450 P1080449

Umgeben von verblühten Sonnenblumenfeldern, mit über uns dahinziehenden, vom Wind getriebenen Wolkenfeldern, atmen wir die Geheimnisse der Vergangenheit. P1080456 P1080457

Grundsätzlich könnte ein einsames Wohnmobil hier problemlos übernachten. Stimmung und Internetempfang verlocken geradezu. Der Tag ist jedoch noch jung und wir wollen weiterziehen.P1080466

Wir halten am Geiseltalsee für einen kurzen Fotostopp.P1080475

Bei Goseck findet sich die nächste Station der Himmelswege, das Sonnenobservatorium. P1080478

Älter als Stonehenge verrät sie zuverlässig Sommer- und Wintersonnenwende und entstand vor rund 7000 Jahren. P1080485

Die Holzstelen sind selbstverständlich Nachbauten. Auch hier sind wir kurz nach Verschwinden einer größeren Senioren-Reisegruppe für kurze Zeit wieder unter uns und spüren der Vergangenheit nach. P1080487 P1080491

Ob sie hier früher Versammlungen und Riten abgehalten haben?P1080486

Wir gleiten durch die hügelige vom Weinbau geprägte Landschaft.P1080498 P1080501 P1080506

Jetzt ist es Zeit für das Besucherzentrum der Arche Nebra. P1080326

Für 9,50 € p. P. erhalten wir Zugang zur Ausstellung sowie zu einem Film im Planetarium.P1080521

20 Minuten lesen wir uns in der Ausstellung kundig, bevor die bewegten Bilder uns tief in den Kosmos und die Vergangenheit führen. Spannend die Annahmen, zur Bedeutung der Symbole und ihre Anordnung zueinander. P1080518

Jetzt direkt in die Zeitmaschine springen und selber nachschauen! SmileyP1080523

Statt dessen schlendern wir zurück zu unserer Freizeit-Maschine und richten uns für eine hiesige Übernachtung auf dem Besucherparkplatz ein. Hier sind für Wohmobile bis 6,50 Meter länge 5 separat ausgewiesene Stellplätze vorhanden, die aber auch gerne von PKWs genutzt werden.P1080525 P1080526

Der Internetempfang ist zwar auf einem prähistorischen Stand – dafür verspricht es eine ruhige Nacht zu werden.P1080529 P1080535

Wir sind beeindruckt. Unsere Phantasie wurde heute auf gelungene Art und Weise eingeladen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.P1080534

Über Volker

Ich bin Volker vom Reiseblog UMIWO und als Teilzeitreisender seit 2005 mit dem Campingbus in Europa unterwegs. UMIWO versorgt Campingbegeisterte mit Reise- und Testberichten auf unterhaltsame, humorvolle und authentische Weise. Da mich das Reisen sehr inspiriert, möchte ich meine Erlebnisse, Eindrücke und Emotionen in diesem Blog ausdrücken und so den “Spirit” mit anderen teilen. Feedback, Kommentare und Live-Kontakte bereichern darüber hinaus mein Wissen, Entwicklungsmöglichkeiten und setzen Anreize für künftige Ziele. Mit mehr als 600 Blogbeiträgen und über 3.000 Followern auf diversen sozialen Plattformen ist UMIWO ein in der deutschsprachigen Blogosphäre bereits seit 2010 geführter Blog.

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