Im letzten Teil unserer Frühlingstour cruisen wir durch den schönen aber noch kühlen Westerwald, fahren durch wildromantische Flusstäler bis an die Lahn und finden einige schöne Ecken an Stauseen im Sauerland. Wir besuchen schöne Plätze an Seen und (Felsen)Meeren. Eine schöne Reise geht damit zu Ende. Die nächste startet bald!
Nach ruhiger Nacht in Lahnstein stellen wir uns am Morgen brav an der V/E-Station in die Reihe, bis wir dran sind. Nebenbei noch ein paar Fotos zum Abschied, um die Zeit zu überbrücken, bis auch wir unsere „Köttelkiste“ leerschütteln können. Dann rollen wir gen Nordost, in nieseliges Wetter im Westerwald.
Bei Carolin und Martin verbringen wir in Neunkirchen zwei vergnügliche und informative Tage, warten in der Trattoria Marco in Wilnsdorf ungeahnt lang auf eine leckere, glutenfreie Pizza und übernachten ganz allein und heimlich in idyllischer, aber matschiger Waldrandlage, den Hügel hinauf, am örtlichen Sportplatz. Hier geht´s sich prima und matschig mit dem Hund und schläft es sich ruhig und ungestört.
Ein wenig angefröstelt durch die Westerwald-Frische steuern wir anschließend wieder südwärts, auf der Suche nach sonnigem Wetter und stoppen vor den Toren Limburgs auf einen Besuch bei Heike in Hadamar, die uns eine zweistündige sehr interessante Werksführung durch ihren Eier- und Nudelhof spendiert. UMIWO Homestory dazu folgt in Kürze.
Ihr Tipp zur Übernachtung in Limburg unter der hohen Autobahnbrücke wird durch eine Baustelle an deren Füßen durchkreuzt. Grimmige Blicke und harsches Kopfschütteln der gewichtigen Herren in ihrem Baucontainer lassen uns brav wieder umkehren. Unsere Suche nach einem akzeptablen Übernachtungsplatz führt uns schließlich zum Stellplatz am Herthasee. Auf leicht matschiger Wiese stehen wir weit genug entfernt von der Landstrasse und werden mit einem nicht aufgezehrten Stromguthaben an der nächsten Säule entlohnt. Bis auf ein weiteres Wohnmobil, dass sich gaaaaanz weit weg häuslich einrichtet, verbringen wir eine ruhige Nacht allein.
Auf sehr schönen Wanderwegen gehen wir mit Gemma frühmorgens Gassi. Auch ein kleiner privater Campingplatz wurde hier errichtet. ;)
Das anschließende gemütliche Frühstück wird zeitig limitiert durch fleißige Mitarbeiter des Bauhofs, die sich anschicken mit Bagger und anderem Gerät irgendwas am Gelände aufzureißen, umzugraben und platt zu walzen. Das ist ungemütlich und treibt uns zum Aufbruch. Wir wollen Tipp Nummer zwei abfahren: immer an der Lahn entlang südwärts bis nach Lahnstein. Soll schön sein. Das können wir leider weder bestätigen noch dementieren. Denn erneut vereiteln Bauarbeiter unseren Plan. Die B 417 ist gesperrt. So werden wir umgeleitet und fahren durch das Gelbachtal bis Nassau – auch ganz schön, zumindest wenn man die andere Route nicht kennt ;-)
Die Burg Nassau sehen wir linker Hand auf dem Berg thronen und fahren weiter nach Bad Ems, wo Mandelblüte und Brücken im Sonnenlicht den Frühling wieder ein Stück näher rücken.
In Nievern an der Lahn schlemmen wir ein Eis im Sonnenschein bei einem Päuschen auf der Mauer und versuchen ein Selfie mit Hund. 10 Versuche später ist das Eis aufgeschleckt, der Bauch schmerzt ein bisschen vor Lachen und Gemma hat noch Reste von Eis an der Nase kleben.
Ein Stückchen weiter finden wir noch ein recht passables Örtchen direkt am Wasser, aber mangels Anlass für eine weitere Pause ist es nur für ein Foto gut.
Dann werfen wir wieder den Motor an, um nordwärts zu rollen, immer mitten hinein ins schöne sonnige Wetter und dem Ende unseres Urlaubs langsam entgegen.
Ein Stellplatz-Check in Bad Marienberg überzeugt uns nicht zu bleiben.
Trotz schönstem Sonnenschein sind wir etwas genervt von dem ganzen Rumgegurke auf der Anfahrt. Der üppige Preis plus Kurtaxe ist durch den gut hörbaren Verkehrslärm aus dem Tal wenig überzeugend für uns. Vis à vis der Rückseite des angrenzenden Schwimmbades wird man durch Schilder an eine rückwärtige Stahltür gelotst, hinter der sich die Anmeldung befinden soll. Die in der Übernachtungsgebühr inbegriffenen Duschen sind tageszeitlich exakt und kurz terminiert und werden ebenso im hinteren Teil des Geländes durch die Gebäuderückseite betreten. Einige wenige verschlafene Wohnmobile haben sich auf dem Platz eingefunden. Auch eine Mittagspause vor Ort lässt uns mit dem Platz nicht warm werden und wir ziehen wieder fort. Die V/E ist videoüberwacht, so dass wir unser Grauwasser lieber für uns behalten. Der nächste Stellplatzversuch lässt uns bereits bei der Anfahrt Schlimmes vermuten. Die B236 ist gesäumt von bröckelnden, grauen, abgewohnten Häusern, gegenüber einer endlosen Reihe unansehnlicher Fabrikgebäude. Die bald hinter den Hügeln unterzugehen drohende Sonne stürzt uns beim Anblick dieses Verfalls in leichte Depression.
Der Stellplatz in Altena liegt hinter der Sauerlandhalle, direkt an einem hohen, den Sportplatz umgebenden Gitterzaun, neben dem Flüsschen Lenne. Neben dem schmalen Streifen Beton mit Parkplatzmarkierungen quengeln sich ein paar arbeitsmüde Talbewohner in die letzten Meter des sonnenbeschienenen Spazierweges am Flußufer. Wir fühlen uns eingeengt. Von dem tristen Eindruck der uns auf der Herfahrt überfallen hat – der der Gegend sicherlich nicht gerecht wird – und den umliegenden Hügeln, die die Sonne gleich verschlucken werden. Dazu tanzt eine Horde Mini-Mücken vor unserem Cockpitfenster und kichert hämisch.
Wir müssen hier weg! Hinaus aus dem Tal, ins Licht. Einfach woanders hin. Hier stimmt es heute für uns gar nicht. Der letzte Versuch bringt uns noch einmal 20 Kilometer nordwestlich nach Hemer, zum Stellplatz am Sauerlandpark. Bereits das kurze Stück Autobahn hält eine kleine Aufmunterung für uns bereit, einen der skurrilsten Parkplatznamen auf deutschen Autobahnen, den wir kennen:-) Hier würde es sich doch lohnen, eine Imbißbude mit hüftverschönernden und bauchpolsternden Snacks im Angebot aufzustellen: „Iss bei Leckerhorst“ :-))
Die Stellplatz-App verspricht für den nächsten Tag ein geologisches Schmankerl, das Hemer Felsenmeer. Die Stellplatzkommentare versprechen, dass der Verkehrslärm auf der angrenzenden Strasse in der Nacht verebbt. Und genau so kommt es.
Die Bordküche serviert wieder Köstliches, bevor wir nach einer Blog-Session in erholsamen Nachtschlaf fallen.
Erst um 7 Uhr am nächsten Morgen brummen die Autos wieder auf der Strasse entlang. Da sind wir bereits in den Frühstücksvorbereitungen und starten anschließend bei praller Sonne zu einer kleinen Wanderung. Bereits nach wenigen Metern, ein Stück den Hang hinauf, ist von Stadt und Autos nichts mehr zu hören. Die Vögel zwitschern und das Spiel des Sonnenlichts zwischen den unbelaubten Baumzweigen bringt ein Gefühl von Ruhe und herannahendem Frühling.
Das Hemer Felsenmeer ist seit über 50 Jahren Naturschutzgebiet. Es ist ca. 600 x 200 Meter groß und stammt aus dem Tertiär. Die Felsblöcke, Schluchten und Verwerfungen haben ihren Ursprung zum Teil in der Höhlenbildung und dem jahrhundertelangen Eisenerzabbau seit dem 8. und 9. Jahrhundert. Es handelt sich um ein in Deutschland einmaliges Geotop.
Wegen Einsturzgefahr sind die Felsen auf festgelegten Wegen, Stegen, Brücken und Aussichtsplattformen zu bestaunen.
Aber ein wenig Klettern macht dennoch Spaß. Und wenn Herrchen irgendwo hochklettert, muss unsere „Bergziege“ Gemma natürlich auch dabei sein! :)
Die Tropfsteinhöhle „Heinrichshöhle“ ist leider noch nicht geöffnet, so dass wir zum Bus zurückkehren und zum Abritt bereit machen.
35 Kilometer gen Norden bringen uns zum Möhnesee. Zunächst werfen wir einen Blick über die Staumauer.
Um anschließend einzuschwenken auf die steile enge Zufahrt zum terrassierten, direkt zwischen Hauptstrasse und Wasserlinie gelegenen Stellplatz Delecke am Möhnesee.
Trotz Vorsaison ist auf der Strasse reger Betrieb und die Motorradliebhaber scheinen Freude daran zu finden, in immerwährendem Motorengebrüll um den See und über die ihn querenden Brücken zu donnern.
Der idyllische Seeblick täuscht nicht lange darüber hinweg, dass es keinen Spazierweg am Wasser entlang gibt. Der Zugang zum Wasser ist nur von jedem Privatgrundstück einzeln möglich. Als Fußgänger muss man oben an der Strasse entlang, auf einem eher schmalen Fußweg, direkt neben den vorbeibrausenden Fahrzeugen. Wir machen uns nach dem erfolgreichen Einchecken am Parkautomaten auf, unsere Mägen zu füllen. Der kurz nach uns eingetroffene mobile Nachbar hingegen hat etwas zu lange den Netzempfang gecheckt und sich eingerichtet – trotz noch warmer Motorhaube brummt ihm ein eifriger Mitarbeiter des Ordnungsamtes ein Bußgeld von 10 Euro auf, da er ohne gültigen Parkschein angetroffen wurde….. so erzählt er uns zumindest.
Wir kehren ein im Gironimo (American Cafe und Restaurant) und schmausen im liebevoll mit indianischen Accessoires ausgestatteten Holzbohlenhaus ein wohlschmeckendes Steak.
Unser Hund, derzeit noch im „Gasthaustraining“, verhält sich nahezu vorbildlich;-)
Einem romantischen Sonnenuntergang folgt ein sonniger Morgen und offenbart, dass sich der Stellplatz am gestrigen Freitag nahezu vollständig gefüllt hat. Alle sind auf der Suche nach Sonne, Wochenende und Freiheit – in Reih und Glied im Rudel.
Wir können nur vermuten, wie groß der Andrang hier im Sommer sein muss. Für uns ist die Vorsaison schon üppig belebt, so dass wir weiterziehen. Ein Stück am Flussufer entlang halten wir im Ort Körbecke an einem neu angelegten Abschnitt einer Promenade.
Die Begutachtung des alternativen Stellplatzes Wildpark Möhnesee bringt den für uns viel passenderen Übernachtungsort zum Vorschein, auch wenn man hier auf den Seeblick verzichten muss. Beim nächsten Mal.
Nach einem Sprung von knapp 45 Kilometern nordöstlich bis hinter Lippstadt legen wir nahe dem Strandbad Alberssee eine Mittagsrast ein und dinieren am draußen eingehängten Bus-Tisch in schönster Sonne auf dem Parkplatz.
Unsere Reise geht zu Ende. Leider. Wie immer sind wir wehmütig, aber auch voller Erwartungen auf die nächste Tour. Die Eindrücke aus den Treffen mit ganz lieben Menschen in diesen 2 Wochen klingen noch nach. Alle, die wir treffen konnten, fühlt euch lieb gedrückt – es war schön und wir sehen uns hoffentlich bald mal wieder. Alle, bei denen ein Treffen dieses mal nicht geklappt hat – wir kommen bestimmt bald mal wieder in eure Richtung und dann verabreden wir was!
Wir sind froh, nicht unzählige Kilometer bis nach Südfrankreich gefressen zu haben, sondern uns Zeit genommen zu haben und bei Menschen gewesen zu sein, die uns interessantes zu erzählen hatten und mit denen wir eins sein konnten. Die Sonne scheint nicht nur am Himmel, sondern auch in den Herzen!
Schon einmal haben wir im beginnenden Frühjahr 2015 eine Tour durch Deutschland unternommen, um nette Menschen zu treffen. Das macht so einen Spaß, vielleicht sollten wir das zur festen Gewohnheit werden lassen!
Für heute schlafen wir die letzte Nacht unserer Tour auf einem unserer Lieblingsplätze unweit unseres Zuhauses, in Leese. Noch einmal bloggen, ausschlafen und dann tauchen wir wieder in den Alltag ein.
Gute Nacht da draußen!