Wir starten am letzten Tag des Jahres mit unserer „Mission böllerfreie Silvester“! Kann man in Deutschland ohne Knallerei ruhig und friedlich den Jahresübergang erleben oder verschlafen? Wir schildern unsere jüngsten Erlebnisse.
Es ist Montag, der 31.12.2018 11:30 Uhr. Wir starten unsere „Mission Böllerfrei“ und tanken zunächst noch unglaublich günstigen Diesel für 1,13 € / L an unserer Heim-Tanke (sie verdient die Medaille „günstige Tankstelle zwischen Hannover und Steyerberg“).
Dann machen wir uns auf den Weg in den Landkreis Diepholz. Unser Zielgebiet befindet sich im Dreieck zwischen Bremen, Osnabrück und Hannover. Auf unserem Weg können wir es nicht fassen, wie viele Menschen heute in die Supermärkte strömen. An der B441 sind die Parkplätze gerammelt voll, der Verkehr staut sich auf der Gegenspur nach Wunstorf. Ein kurzer Gedanke, bei Aldi in Loccum noch leckeres Marzipan zu kaufen, wird angesichts des automobilen Chaos sofort wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen.
Nach ca. 60 Kilometer erreichen wir die stark von Mooren geprägte Region nordwestlich von Steyerberg. Optisch gleicht sie zwar nicht der südamerikanischen „Pampa“, aber die Bevölkerungsdichte ist ähnlich gelichtet. Bis auf ein paar Bauernhöfe im Umkreis von 10 km² gibt es keine weiteren Siedlungen. Das haben wir zuvor durch stundenlange Recherchen via Google Maps, Open Street Maps und Maps.me ausgekundschaftet. So fahren wir nacheinander verschiedene mögliche Übernachtungspunkte an, die wir auf Google Maps markiert haben.
Ernüchtert stellen wir fest, das viele Plätze während der Planung am heimischen PC aus der Vogelperspektive vielversprechend aussehen, vor Ort aber aufgrund von Durchfahrtsverboten doch nicht erreichbar sind. Schließlich schickt Google Navigation uns auf dem Weg zu einer Destination mitten durch ein abgesperrtes Gelände einer Chemiefabrik zur Herstellung von Polyester, gleich neben dem Ökodorf „Lebensgarten“. Unglaublich, welche Nachbarn sich hier zusammenfinden… Wir geben nicht auf und müssen auf einer Erkundung sogar 2 Kilometer auf einem schmalen und huckeligen Wirtschaftsweg rückwärts aus dem Moor wieder herausfahren, da es keine Wendemöglichkeit gibt.
Im Gebiet der Diepholzer Moorniederung kommen wir an verschiedenen kleineren Erdgasförderanlagen des US-amerikanischen Mineralölkonzerns ExxonMobil vorbei. Noch so ein sympathischer Nachbar!!! Die Erdgasfackeln leuchten uns von weitem gut sichtbar den Weg. Nicht nur das die Aggregate unüberhörbare Maschinengeräusche von sich geben, es riecht auch irgendwie chemisch. Dafür ist der Internetempfang vorzüglich. Was für eine verstörende Kombination wenn man bedenkt, dass in diesem Gebiet fast 15% Naturschutzgebiete ausgewiesen sind – Irrsinn unserer Zeit: Erdgas- und Erdölförderung im Einklang mit der Natur!
Touch down! Nach ca. 30 Kilometern aufmerksamer Suche finden wir endlich unsere „Silvester-Position„. Im schönen und ruhigen Borsteler Moor entdecken wir am Rand des gleichnamigen Naturschutzgebietes ein scheinbar idyllisches Plätzchen. Im benachbarten Feld hat sich eine stattliche Kolonie von Kranichen niedergelassen und beschallt mit ihren lustigen Rufen das Moor. Hier sollen im Herbst bis zu 40.000 (!) dieser Exemplare rasten. Das muss ein Augen- und Ohrvergnügen sein! Leider haben wir für diesen wolkenverhangenen Kurztrip die große Kamera samt Teleobjektiv daheim gelassen.
Die gut einstündige Wanderung vertreibt bei Hund und Mensch die Anstrengungen der Irr- und Suchfahrt. Wir entspannen uns und sind guter Dinge, einen ruhigen und erholsamen Jahreswechsel vor uns zu haben.
Danach gibt’s Kaffee und leckere selbstgebackene Muffins während wir dank guter Netzversorgung „Dinner for One“ bei YouTube schauen.
Übers Moor windet es ordentlich aus Westen und das Womo schaukelt, während wir es uns am Abend mit einem schönen Film gemütlich machen. Kein Hauch von Knallerei dringt an unseren Ohren. Als zeitig gähnende „Frühzubettgeher“, kuscheln wir uns schon weit vor Mitternacht ins Bett. Unverhofft ertönt ein Probeschuss im Moor mit einem leisen „Piff“ und schon stürzt Gemma aus ihrem Körbchen und bittet um Asyl im Womobett. Wir heben sie in ihre Zufluchtsstätte für Ausnahmefälle und sie macht es sich sogleich bequem. So schlafen wir alle sofort ein…
Wir hätten das entfernte „Piff-Paff“ sicherlich verschlafen. Aber für Gemma macht es leider keinen Unterschied, ob laut oder leise: „Piff“ bleibt „Paff“ und ist zum Fürchten. Zum mitternächtlichen „Flüster-Böller-Kanon“ zittert die arme Maus wie Espenlaub. Nach 45 Minuten langem „Piff“ ist dann endlich Schluss mit „Paff“ und wir können alle weiterschlafen. Obwohl wir uns ausreichend entfernt von allen Siedlungen postiert haben, hat allein ein Gehöft mit Knallwütigen ausgereicht, unsere Mission scheitern zu lassen?.
Aber wir geben nicht auf und werden in 12 Monaten wieder aufbrechen, um unserem Hund einen angstfreien Jahreswechsel zu ermöglichen.
Bereits beim morgenlichen Dogwalk sowie am Nachmittag in heimischen Gefilden springt sie gewohnt munter durch Feld und Flur, gerade so, als wäre nichts passiert!?
Wir wünschen uns und Euch schöne und spannende 12 Monate. Bis es wieder heißt: Mission Böllerfrei ins Neue Jahr!
Cheerio…..
Wie schade, dass euer Hund trotz eurer Mühen Angst hatte. Ich bin für ein zentrales Feuerwerk in der Stadt und ein Verbot von privaten Feuerwerken. Dann wäre es wesentlich stiller und angenehmer für unsere Tiere und den Rest der Umwelt.
Leider stehen die wirtschaftlichen Interessen dagegen. Und gerade in den Städten wird nach und nach das private Feuerwerk (zu Recht) verboten.
Das haben wir auch schon erlebt , dass wir Sylvester „irgendwo im Nirgendwo“ gestanden haben und unser „Schätzchen“ (Pauline) auch noch so entfernte „Piff-Paff“-Geräusche wahrgenommen hat und zitternd zwischen uns lag und kuscheln musste ! (Was wir selbst ja auch lieben !) Aber somit haben wir -seit Jahren- noch immer keinen Stellplatz gefunden , auf dem man „keine Ballerei“ hört und auch noch niemanden getroffen , der uns dahingehend einen guten , verlässlichen Tip geben konnte !!! Liebe Grüße, Gila, Jörg & Pauline , die
8 Beine aus Hamburg .
Hallo ihr 3!
Ja die Vierbeiner können wirklich sehr gut hören. Verlässliche Tipps sind unserer Meinung nach nicht wirklich möglich. Leider müssen wir immer vor und nach dem Jahreswechsel aus beruflichen Gründen ins Büro. Daher können wir z. B. nicht noch weiter in die Pampa fahren, z. B. Nord-Dänemark oder auf Amrum / Sylt. Da lohnt sich die weite Anfahrt aus der Region Hannover nicht. Außerdem bedeutet langes Autofahren für unseren Hund (aber auch für uns) Stress. Dann lieber das leise Piff-Paff für ne halbe Stunde. Und davor und danach schlummern. LG Team UMIWO
Hallo !
Wenn es „nur“ eine halbe Stunde wäre ! Bei uns -in Hamburg- fängt es schon vor Weihnachten an und hört erst -allmählich- im Laufe der ersten Januarwoche auf , selbst jetzt , im Februar , gibt es noch Leute , die nichts Besseres zu tun haben , als zu ballern ! Für uns ist das unverständlich , aber leider nicht zu ändern ! Den kommenden Jahreswechsel werden wir etwas früher und umfänglicher planen , obwohl es eigentlich nicht unsere Art zu Reisen ist ! Gruß , die 8 Beine aus Hamburg .